Joan Weng ist für ihre historischen Romane, die in der Weimarer Republik spielen bekannt. Nun hat es sie über den großen Teich nach New York und in das Jahr 1939 verschlagen.
Daisy Goldenblatt stammt aus den Südstaaten und soll, nach dem Willen ihrer Familie den wohlhabenden Alistair Fraser heiraten. Bis zu ihrer Hochzeit darf sie im Haus ihrer Tante wohnen und im Salon der exzentrischen Modeschöpferin Valentina Schlee arbeiten. Daisy steckt in der Zwickmühle, denn einerseits will sie eine gute Tochter sein (aber nur ein bisschen) und den faden Alistair heiraten, aber eigentlich ist sie in den irischen Journalisten Christopher verliebt, der sich eben anschickt, als Kriegsberichterstatter in den Spanischen Bürgerkrieg zu ziehen.
Das Leben einer jungen Frau aus gutem Haus ist nicht einfach zu dieser Zeit. Die Erwartungen, die Eltern, Schwiegereltern und alle anderen Verwandten sowie die Gesellschaft an sie stellen, ist komplex. Eine, die längst außerhalb dieses Rahmen steht, ist die Modeschöpferin Valentina Schlee. Sie ist, ganz genau erfährt man es ja nicht, eine ukrainische Einwanderin, die von ihren eigenen Dämonen geplagt wird. Die versteckt sie hinter ihrem Geschäftssinn sowie ihrem exaltierten Auftreten. Valentina beschränkt die Anzahl ihrer Kundinnen auf 200 Namen. Keine mehr, keine weniger. Ihre Kreationen, die sie ihren Kundinnen auf den nackten Leib schneidert, sind außergewöhnlich. Im Laufe der Geschichte begegnen wir einigen illustren Namen wie Katherine Hepburn, Marlene Dietrich oder Eleanor Roosevelt.
Einfachheit überlebt die Veränderungen der Mode
Meine Meinung:
In diesem Roman rund um historische Valentina Schlee (1899-1989) ist die Geschichte um die fiktive Daisy Goldenblum geschickt eingebettet. An manchen Stellen macht Daisy der Modeschöpferin den Platz im Buch fast streitig. Der Titel suggeriert die Lebensgeschichte Modeschöpferin, die in meinen Augen ein wenig zu kurz kommt, zumal der gesamt Roman nur 160 Seiten hat. Ich hätte gerne mehr über Valentina Schlee gelesen, die heute fast vergessen ist.
Trotzdem hat mir dieser Ausflug in das New York von 1939 gut gefallen. Der Roman zeigt hier die Veränderungen, die in der Zeitspanne von 20. August bis Oktober 1939 passieren. Der Rahmen ist die quasi heile Welt im Mikrokosmos des Modesalons und zum anderen der Beginn des Zweiten Weltkrieges, als die deutsche Wehrmacht am 1. September in Polen einmarschiert.
Fazit:
Ich hätte gerne mehr über Valentina Schlee erfahren, die heute beinahe vergessen ist. Dafür gibt es 4 Sterne.