In erster Linie ist mir Jörg Hartmann als Hauptkommissar Faber vom Dortmunder Tatort ein Begriff. Daneben ist er ein vielseitiger Theater-, Film- und Fernsehschauspieler, auch spricht er Hörbücher ein und nun erzählt er vom Lärm des Lebens. Erzählt von seinen Eltern und Großeltern, von sich und seiner Arbeit und von seiner Familie.
Seine Anfänge als Schauspieler bringt er amüsant aufs Papier, er lernt etwa sehr kunstvoll, ein Mettbrötchen zu essen, nennt es die Erotik des Mettbrötchens, schreibt vom coronabedingten Stillstand, nimmt seine Leser mit nach China und schildert dort den Erwerb eines sehr teuren Tütchens voller Tee. Auch ein Kindergeburtstag inmitten einer noblen Gesellschaft mit anschließender Suche seiner verschwundenen Kinder ist gut zu lesen all dies und noch so einiges mehr schildert er in loser Abfolge, er bringt beiläufig eine Anekdote vom Gestern zum Besten und springt übergangslos ins Heute. Man muss schon aufpassen, dass man in den gerade anvisierten Zeiten im Leben des Jörg Hartmann ankommt, es geht munter drunter und drüber. Soweit, so gut. All dies ist durchaus akzeptabel.
Und dann nimmt ziemlich früh - in der zweiten Episode, mit Endstation überschrieben - die Demenz seines Vaters viel Raum ein und nicht nur das, er überschreitet hier Grenzen. Er stellt seinen Vater bloß. Schonungslos berichtet er über die Krankheit und über die damit einhergehenden Unzulänglichkeiten. Nicht nur einmal habe ich mich beim Lesen gefragt, ob er sollte er je auf Hilfe angewiesen sein es gutheißen würde, wenn seine Kinder dies viel zu detailliert an die Öffentlichkeit tragen würden. Über sich selber kann er alles ausbreiten, was und wie es ihm gefällt. Hier aber hat er die Privatsphäre seines Vaters deutlichst überschritten.
Die Redewendung Schuster, bleib bei deinem Leisten kommt mir dabei in den Sinn. Nicht jeder kann alles, selbst ein erfahrender Schauspieler ist kein begnadeter Geschichtenerzähler. Hervorheben möchte ich das sehr gelungene Cover. Es ist so voller Leben, da möchte man direkt zugreifen. Inhaltlich dagegen ist es nicht der große Wurf. Seine Gedanken fahren Achterbahn, er präsentiert sich durchaus witzig, die viel zu intimen, sehr privaten Dinge eines Lebens jedoch sollten eins sein und bleiben: Privat.