"Ich hatte keine Vorstellung davon, wie es war, einen Geliebten in den Armen zu halten, Worte der Zuneigung und Zärtlichkeiten mit ihm auszutauschen und sanft und sorglos in den Schlaf zu fallen."Cyril Averys leben steht bereits vor seiner Geburt unter keinem guten Stern. Mit 16 wird seine Mutter vom örtlichen Priester aus ihrem Heimatort gejagt, weil sie unverheiratet und schwanger ist, undenkbar im konservativen Irland der 40er Jahre. Sie geht nach Dublin und gibt Cyril direkt nach der Geburt weg.Ein exzentrisches Ehepaar nimmt ihn bei sich auf, doch die beiden nehmen nur wenig Notiz von ihm. Alles ändert sich als Cyril im Alter von sieben Jahren Julian Woodbead begegnet, denn mit dieser Begegnung beginnt für ihn das große Abenteuer, das man Leben nennt...Und was für ein Leben John Boyne in seinem Roman "Cyril Avery" da vor uns ausbreitet. Über mehrere Jahrzehnte begleiten wir seinen Protagonist durch all die Höhen und Tiefen seines Daseins. Der Autor erzählt von dem Gefühl nirgendwo richtig dazuzugehören, den inneren Kampf gegen die eigene Natur, das Schwulsein, nur weil es in der damaligen Gesellschaft als verpönt gilt und unter Strafe gestellt worden ist. Es geht um ein Leben im verborgenen, um Akzeptanz und darum der Bigotterie den Spiegel vorzuhalten.Es ist eine Geschichte voller Emotionen und Tragik, gespickt mit skurrilen Situationen und Dialogen und voll mit überzeichneten Charakteren welchen Cyril auf seinem Weg begegnen oder ihn begleiten. Auch wenn Boyne's Schreibstil auf den ersten Blick recht schmucklos wirkt, schafft er mit wenigen Worten eine Emotionalität zu kreieren die beeindruckt und sich nachhaltig in den Gedanken der Leser*innen einbrennt. Dabei lässt sich die Geschichte trotz der 733 Seiten überaus leicht weglesen.