Historische Romane sind nur etwas für ewiggestrige Intellektuelle? Angestaubt, altbacken und öde? Von wegen!
Zumindest kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass das bei den historischen Romanen von Kai Meyer nicht der Fall ist. Durch ihn habe ich mich überhaupt erst an das Genre gewagt und wurde nicht enttäuscht.
In ¿Rattenzauber¿ begibt sich Ritter Robert im Auftrag seines Herren nach Hameln, in das Rätsel von 130 verschwundenen Kindern zu lösen. Sonderlich kooperativ sind die Bürger Hamelns allerdings nicht, der Ritter erinnert sich an seine eigene düstere Kindheit im Ort und auch während seiner Ermittlungen häufen sich gruselige Ereignisse.
Das ganze erinnert durch den historischen Schauplatz an High Fantasy, aber eben ohne Magie. Wirklich ohne ....? Das müsst ihr dann sehen...
Nebenbei wird immer wieder eine ordentliche Portion Mystik eingestreut. Ich liebe es, wenn so mit den Gedanken des Lesers gespielt wird.
Ich war mit dem Ritter zusammen verwirrt, ich war wütend und empört, erschüttert, ängstlich. Ich habe gruselige Szenen erlebt, genauso aber auch grausame, ulkige, verrückte, faszinierende, abschreckende...
Das liegt mit Sicherheit auch an der Vielzahl an besonderen Personen: Das liebestolle Mädchen, merkwürdige Friedhofsbewohner, der tollkühne Bastler der vom Fliegen träumt, Höllenforscher (ja, Hölle, nicht Höhle), Dichter und Denker, ein sprechender Kopf...
Je merkwürdiger alles wird und sich alles zuspitzt, desto mehr hat die Geschichte ihren Sog entwickelt, weil der Plot dann doch ganz anders war als erwartet. Sehr positiv anders