Vor mehr als 15 Jahren habe ich die Grant County Reihe der US-amerikanischen Thriller Autorin Karin Slaughter zum ersten Mal gelesen. Das tat ich damals mit begeistert mit den gedruckten Büchern. Diese habe ich allerdings vor einer ganzen Weile verschenkt. Inzwischen lese ich fast nur noch eBooks, weil ich bei denen die Schrift größer stellen kann. Da mir die Reihe damals so gut gefiel, wollte ich sie als eBooks haben. Als ich alle 6 Bücher auf meinem Reader hatte, entschloss ich mich zum Reread. Gottlos ist das fünfte Buch.
Nach einem Streit mit Jeffrey Tolliver braucht Sara Linton dringend frische Luft und läuft in den nahegelegenen Wald. Jeffrey folgt ihr und stolpert zufällig über einen Gegenstand, der dort eigentlich überhaupt nichts zu suchen hat ein Belüftungsrohr. Alarmiert schauen die beiden (als Polizei Chief und Gerichtsmedizinerin) sich das näher an und finden eine vergrabene Holzkiste mit der Leiche einer ihnen unbekannten jungen Frau.
Kurze Zeit später finden der Chief und sein Team aufgrund einer Vermisstenmeldung die Identität der jungen Frau heraus. Zusammen mit seiner Kollegin Lena Adams sucht er die Familie auf und stellt fest, dass diese in einer fast sektenartigen religiösen Gemeinschaft lebt. Bei der Suche nach dem Monster, das junge Frauen lebendig begräbt, sieht Lena sich schnell mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert. Dann verschwindet auch noch die Schwester der Toten
Auch in diesem Buch war es wieder so, dass ich mich nach der langen Zeit seit dem ersten Lesen der Reihe nur noch an ganz wenige Details der Handlung erinnern konnte. Diese hatten vor allem mit dem Privatleben der mir aus den Büchern liebgewordenen Charakteren Sara, Jeffrey und Lena zu tun und waren dennoch nur ein winziger Bruchteil von dem, was da tatsächlich alles passierte. An den Fall erinnerte ich mich gar nicht mehr. So hatte ich in den letzten beiden Tagen erneut eine spannende Lektüre mit diesem Buch, welches ich zu Lesepausen trotz deren zwingende Notwendigkeit immer nur ungern aus der Hand legte.
Erneut beeindruckten mich der flüssige Schreibstil und die einfache aber bildhafte Sprache der Autorin sowie ihre Fähigkeit, den Spannungsbogen bis zum nervenaufreibenden Showdown permanent aufrecht zu erhalten. Die Handlung der wieder in der dritten Person erzählten Geschichte war diesmal eine gekonnte Mischung aus den Ermittlungen zum Fall, dem Privatleben der Ermittler und Verknüpfungen von Beidem. Geschickt wurden auch wieder gesellschaftlich wichtige Themen, wie Religion, die Stellung von Frauen und häusliche Gewalt mit angesprochen, die zum Nachdenken anregten.
Bei der Suche nach dem Täter legte die Autorin wieder etliche falsche Spuren aus, so, dass die letztendliche Auflösung für mich nicht wirklich vorhersehbar war. Längen verspürte ich beim Lesen keine und der Cliffhanger am Ende war für mich diesmal nicht ganz so schlimm, weil ja die Fortsetzung sofort verfügbar ist. Auch das Alter der Geschichte (im Original erschien das Buch erstmals 2005 und in der deutschsprachigen Übersetzung dann 2007) merkte ich bei diesem Reread absolut nicht. Meiner Meinung nach hätte sie genauso gut auch im hier und jetzt spielen können. So kann ich ihr für Thrillerfreunde auch noch immer eine dicke Leseempfehlung mitgeben.
Aber Obacht, die in der Geschichte beschriebenen Verbrechen sind wirklich grausam! Und obwohl ich denke, dass dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse aus der Reihe verstehend gelesen werden könnte und in diesem Fall wohl Neugier auf die Vorgänger wecken würde, empfehle ich zuerst die vorher erschienenen Teile: 1. Belladonna, 2. Vergiss mein nicht, 3. Dreh dich nicht um und 4. Schattenblume, in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Das vermeidet Informationsvorsprünge, die durch die von der Autorin eingeflochtenen Erinnerungen an frühere Ereignisse im Leben der Hauptpersonen sowie der ihnen nahestehende Figuren sonst vorhanden sind und die Spannung in den vorherigen Büchern mindern könnten.