Ein phantastisch skurriler Roman von Karl-Heinz Ott über Jean-Jacques Rousseau
Der Philosoph Rousseau kommt zeitlebens nicht über ein Trauma hinweg: dass der Friseur Wintzenried den Platz im Bett seiner dreizehn Jahre älteren Geliebten eingenommen hat. Gäbe es Wintzenried nicht, würde Rousseau glücklich sein, müsste nicht gegen die Welt toben und zum Wegbereiter der Französischen Revolution werden. Ohne Wintzenried wäre alles gut, glaubt er.
Wahnsinn und Wahrheit, das Tragische und Bizarre sind im Leben des Jean-Jacques Rousseau nicht auseinanderzuhalten. Dass Verfolgungs- und Größenwahn zusammengehören, lässt sich nirgends besser sehen als an diesem epochemachenden Philosophen, der die ganze verrottete Menschheit auf die Anklagebank setzt. Für alle, mit denen er befreundet ist, entpuppt er sich früher oder später als Monster. Was nicht nur daran liegt, dass er seine fünf Kinder ins Waisenhaus steckt und zugleich eine Erziehungslehre schreibt, die zur Bibel jeder fortschrittlichen Pädagogik wird. Mit leiser Komik beleuchtet Karl-Heinz Ott in diesem Roman ein Leben, das für seinen Protagonisten überhaupt nicht zum Lachen ist.