Inhalt siehe Klappentext.
Ich kenne von Katharina Fuchs bereits das Hörbuch "Der Traum vom Leben", das neue Buch "Das Flüstern des Lebens" liegt schon länger auf meinem Lesestapel. Das Titelbild kann ich gar nicht mit der Geschichte in Verbindung bringen, man sieht zwei Menschen von oben, die sich an der Hand halten. Der Hinweis, es handelt sich um eine wahre Geschichte, ist sinnvoll, ich wäre sonst nicht darauf gekommen, dass es keine Fiktion ist. Das Buch hat 480 Seiten und ich habe, obwohl mich die Geschichte interessiert hat, diesmal recht lange zum Lesen gebraucht.
Die Geschichte spielt in München und auf der Kaffeeplantage in Tansania, die die Familie Weiss früher öfters besucht hat. Isabelle, inzwischen 45 Jahre alt, hat die Plantage ihrer Tante Corinna geerbt und verbringt mehrere Monate dort, um sich mit der Umgebung und ihrer neuen Aufgabe vertraut zu machen. Sie erkennt, dass ihr Herz gar nicht so sehr an München und ihrer Familie hängt, sondern an den Menschen in der geerbten, "neuen Heimat". Isabelle war mir sympathisch, man kann manchmal sogar sagen, sie sei egoistisch, aber sie handelt eben nach ihrem Herzen und nicht so, um es allen Menschen recht zu machen. Ihr Mann Christoph ist gefühlt eine Nebenfigur, der für seine Musik lebt und sonst nicht viel mitbekommt, auch nicht, wie es seiner Frau geht. Isas Mutter Doris, 68, Zwillingsschwester der verstorbenen Corinna, hat gesundheitlich einiges auszuhalten und wieder auf die Beine zu kommen. Auch sie lernt, dass man nicht immer am Alten festhalten braucht, sondern auch Neues zulassen darf, egal, ob es Menschen oder Dinge sind. Doris mochte ich ebenfalls, die Seniorin ist stärker, als sie denkt. Moritz, Isas jüngerer Bruder, ist, um es ganz schlicht zu sagen, geldgeil, will am liebsten vom allem das größte Stück haben und nimmt keinerlei Rücksicht auf irgendwen - er ist die Person, die ich in diesem Buch am wenigsten mochte. Hannah ist die große Überraschung, von der keiner etwas wusste und die sich für mich am besten eingelebt und angepasst hat, dabei so reif für ihr Alter erscheint. Schade, ein bisschen Kind sein hätte ihr sicher nicht geschadet. Corinna Waldeck, Inhaberin eines Kaffee-Geschäfts, Besitzerin der Kaffeeplantage, reiche Münchner Unternehmerin war eine Frau mit viele Gesichtern, noch mehr Geheimnissen und hat sogar die eigene Familie an der Nase herumgeführt, überrascht, überrumpelt. Mir haben die Beschreibungen der Farm in Tansania, das Miterleben der Regenzeit dort, die Arbeitsschritte der Kaffeeernte und auch die Lebensbedingungen der Arbeiter gut gefallen, sehr ausführlich beschrieben. München dagegen klingt relativ nüchtern und normal, wie man es als Leser kennt. Aber auch hier gibt es einiges zu Entdecken. Man merkt, dass Familie groß geschrieben wird, in Tansania mehr, als in Deutschland, aber gerade die Weiss'/Waldecks halten, bis auf eine Ausnahme, zusammen. Hier zeigt sich, wie sehr eine Erbschaft nicht nur das zukünftige Leben, sondern auch Menschen selbst verändern kann.
Ich hatte angenehme Lesestunden, konnte mich ganz gut an die Schauplätze versetzen lassen, kann aber manche Handlungen der Beteiligten nicht nachvollziehen. Ich vergebe für "Das Flüstern des Lebens" 4 Sterne mit Leseempfehlung.