Der Traum von einem ruhigen und idyllischen Landleben führt Friedel und Jakob in die brandenburgische Provinz. Durch den Einfluss von Friedels wohlhabenden Vater, erwerben sie ein marodes Haus - die Liebe auf den ersten Blick. Obwohl Jakob notariell als gleichberechtigter Hauseigentümer übergangen wird, scheint das Glück des jungen Paares perfekt: Jakob schluckt die tiefe Verletzung; erwartet das junge Paar doch ihr erstes Kind. Außerdem hofft Jakob, dass er endlich an seinem Roman weiterarbeiten kann.Als er jedoch von einem geheimnisvollen Tier gebissen wird, nimmt das Drama seinen Lauf. Jakob spürt zunehmendes Begehren gegenüber seiner eigentümlichen Nachbarin und er entfernt sich innerlich immer mehr von Friedel. Gleichzeitig verwandeln ihn ungeheilte Wunden, verdrängte Ängste und frühkindlich erlebte Traumata immer mehr zu einem "wilden", naturnahen Wesen - er wird wahrhaftig zum "Angsttier".Möglicherweise in Anlehnung an das Freudsche "Angsttier" erzählt die Filmemacherin und Schriftstellerin Lola Randl in ihrem dritten Roman u.a. vom Untergang einer Paarbeziehung, die von vornherein zum Scheitern verurteilt war und der individuellen Auflehnung gegenüber vermeintlich gesellschaftskonformen Normen und Werten. Es geht um zwischenmenschliche Konflikte zwischen Stadt-und Dorfmenschen sowie vor allem durch die Figur von Jakob um das Ausbrechen tief sitzender Verletzungen und Traumaerfahrungen, die stets verdrängt und nicht aufgearbeitet wurden - jedenfalls ist das meine Interpretation des Inhalts. Diesen zu definieren, fällt mir nämlich gar nicht so leicht, da der kurze Roman doch zahlreiche Interpretationsansätze und großen Gesprächsstoff bietet.In der Summe empfand ich die Darstellung der Neurosen- und Wahnentwicklung von Jakob, der schließlich zu einem isolierten Waldwesen wird, viel zu surreal, abstrus und in der literarischen Umsetzung psychologisch nicht fundiert genug. Sicherlich muss der Roman fiktiv gelesen und interpretiert werden, aber für meinen Geschmack war das einfach eine Spur zu viel des Guten. Und ich kann mir vorstellen, dass einige Menschen mit Traumaerfahrungen sich durch diesen Roman leicht vor den Kopf gestoßen fühlen.Aber das ist meine subjektive Sichtweise und es mag auch meiner Lesestimmung im Februar geschuldet sein, dass mich "Angsttier" nicht vollends überzeugen konnte. Daher empfehle ich gern den Blick in begeisterte Rezensionen!