Erschienen bei Diogenes, aus dem Italienischen von Maja Pflug.304 Seiten in der DIOGENES DELUXE Ausgabe.Als Berge- und Tirol-Liebhaber hatte ich dieses Buch sofort im Blick, als ich das Cover gesehen habe.Wer sich ein wenig mit der Geschichte Tirols und Südtirols auseinandergesetzt hat, der weiß, wofür dieser aus dem Wasser ragende Kirchturm steht; für ein Unding in der Geschichte Südtirols bzw. Italiens. Es führt hier zu weit, die Geschichte Südtirols auszuführen. Wer interessiert ist, schaut sich den WIKIPEDIA-Eintrag zu Südtirol an - und findet dort u.a. die Abschnitt "Kriegsjahre und Diktaturen" sowie "Nachkriegszeit und Autonomie". Diese umfassen im Wesentlichen die Zeit, in welchem die vorliegende Geschichte spielt. Dabei hat der Autor es geschafft, die private Geschichte von Trina einzubetten, in das politische Geschehen; in die Zeiten des italienischen Faschismus, des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit.Man erlebt die persönlichen Schicksale von Trina, ihren Freunden und ihrer Familie; Menschen werden schwer bestraft, weil sie Deutsch sprechen (ihre Muttersprache), weil sie ihre Kinder auf Deutsch unterichten möchten, weil sie in ihrer angestammten Heimat bleiben möchten...oder diese (im falschen Glauben an den Nationalsozialismus) verlassen. Der Leser begleitet Trina, zunächst in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit, während sie Lehrerin wird (die unter den Italienern nicht lehren darf), während sie sich in Erich, den Eigenbrödler, verliebt und heiratet, während sie ihre Freundinnen verliert - und auch ihre geliebte Tochter; wie sie mit ihrem Mann in die Berge flieht (in der Angst vor Deutschen Soldaten), während sich ihr Sohn den Nationalsozialisten in Deutschland anschließt; und wie sie erlebt, dass Menschen, die ihr dort helfen getötet werden. Schließlich kehren sie und Erich in das Dorf Graun zurück. Und müssen nun erleben, wie die italienische Regierung einen lang gehegten Plan in die Tat umsetzt - und die Dörfer Reschen und Graun im Rahmen eines Wasserkraftwerk-Projektes komplett überflutet. Trotz des Aufbegehrens der Dorfbewohner sind schließlich Behelfshäuser oder die komplette Abwanderung die Alternativen - ihre Ländereien und ihre Häuser verlieren sie, so wie sie den Kampf gegen das Stauseeprojekt verloren haben.Eine eindringliche Geschichte, die ich sehr gern gelesen habe. Ich habe nochmals einiges dazu gelernt. Ich war sehr positiv überrascht, dass diese Geschichte nicht von einem Südtiroler, sondern von einem Mailänder stammt. Der Autor betont in seinem Nachwort, dass dieser Teil der Geschichte nicht nur ein schmerzlicher ist, sondern einer, der noch viel ausführlicher betrachtet werden muss.Eine Empfehlung mit 5/5 für alle, die interessiert sind an der Geschichte dieser Region sowie an einer dicht erzählten Lebensgeschichte einiger Menschen aus dieser Gegend.