Das KaDeWe hat unlängst von sich Reden gemacht - mit dem Verkauf an die thailändische Central Group. Es gibt glaube ich auch eine ARD-Miniserie zum KaDeWe, was mich auf die Idee brachte, dass es auch ein Buch dazu geben müsste. Siehe da, es gibt es. Ein weiteres Vorurteil, was ich innehalte: Das Buch ist immer besser als der Film. Und so trifft es auch hier zu. Die Geschichte beginnt in den jungen Jahres des 20. Jahrhunderts und den Beginn der Karriere des späteren KaDeWe-Besitzers Jandorf. Weiterhin im Zentrum des Geschehens die Familie des Justitiars Bergmann und der Unterschichtenfamilie Krause. Alle im KaDeWe beschäftigt, streng eingeteilt in Hierarchien wie Prokurist, 1. Putzfrau, Kassenmädchen, 1. Verkäuferin, Aufsichtsdame. Entsprechend ist ihre gesellschaftliche Stellung mit Wohnplatz in der Villa in Charlottenburg oder im vierten Hinterhaus der Mietskaserne im Wedding. Alles ist sehr detailreich beschrieben. So auch die Anbahnung des Ersten Weltkrieges und wie es den Protagonisten dort ergang. Weiterhin ist sehr im Detail beschrieben, wie sich die Inflation in den nachfolgenden Jahren ins Land frass. Bezeichnend die Episode, bei der Frau Krause mit 3 Taschen voller Geld mit mehreren Millionen Mark zum Einkaufen geht, wohlgemerkt es geht im Brot, Kartoffeln, Speck und Eier. Auch die Lokalitäten sind intensiv beschrieben - sei es das Kranzler oder Adlon, alles Orte die es heute noch gibt. Selbst Google findet noch den Bülowplatz in Berlin.Der erste Band endet mit dem Verkauf des KaDeWe 1927 an die Tiez-Gruppe. Mehrfach angedeutet im Buch das aufkommende Nazitum und der Judenhass, von dem mehrere Protagonisten betroffen sind, nicht nur der Kaufhausbesitzer. Ich will jetzt nicht noch alle Handlungsstränge auflisten, die im Buch in den verschiedenen Handlungspersonen aufgelebt werden: Sei es besagtes Judentum (und selbst Vorurteile, dass Menschen nur jüdisch aussehen), die Stellung der Frau in dieser Zeit (Kochtopf und Herd) und auch das Thema Homosexualität findet in Form des Sohnes Johannes Bergmann seinen Platz. Was mich bewegt: Wie kommt man an solches detailreiche Wissen, um so ein Buch zu schreiben (und das ist nur der erste Teil). Die Auflösung gibt es am Schluss. Die Autorin hat durch immense Recherche teilweise nur die Rahmenhandlung, teilweise auch nur ein Satz aus Memoiren und Chroniken. Aus diesem Satz hat sie ganze Kapitel geschrieben und so die Geschichte wieder aufleben lassen. Fantastisch.