Man sollte sich nie über sein Leben zu sicher sein..... Wer wäre, gesetzt den Fall, man möchte jemanden ermorden, aber es nicht selbst tun, besser für einen Mord geeignet, als ein erfahrener Polizist? Druckmittel gibt es auch genug, vor allem, wenn der Polizist einiges zu verlieren hat. Kinder zum Beispiel. Und auch wenn Alex nicht mehr aktiv im Dienst ist, er kennt die Tricks, die Vorgehensweise und er wüsste durchaus auch, wie er es tunlichst vermeiden könnte, allzu sehr und allzu schnell in den Mittelpunkt von Ermittlungen zu rücken? Das zu Beginn er gar nicht konkret als Person gemeint war, spielt da keine Rolle. Nach einem deutlichen Gespräch unter Offenlegung seiner Optionen aus Sicht des "Auftraggebers", ein Mann namens Kurt Wonnegast (Nomen est Omen) lässt weder sich davon überzeugen, den falschen Mann vor sich zu haben, noch erschüttern in seiner klaren Linie, dass Alex diesen Weg zu gehen hat. Das sich Alex immer weiter verstrickt in dieser Sackgasse, dass er schnell und auf gerader Linie in Kreise hineingezogen wird, die er in früheren Zeiten unerbittlich verfolgt hat, dass sein Familienleben zwar zunächst geschützt ist, da er den Auftrag annimmt, aber dennoch mehr und mehr unter Druck gerät, weil Alex ebenfalls mehr und mehr nicht mher er selbst ist, all das steigert die Spannung im Roman auch auf der emotionalen Ebene, nicht nur, was Action und zunehmende Gefahren angeht. Das Alex sich selbst eher als "Undercover" versteht, macht es für die immer näher rückende Entscheidung nicht einfacher, denn Schritt für Schritt hat er ein gewisses Vertrauen zum ausgewählten Opfer aufgebaut und sich seinen Plan zu dessen Ermordung bereits hieb- und stichfest zurechtgelegt. Hier und da muss allerdings der ein oder andere Bruch mit der Realität von Lesern und schon hingenommen werden, denn die Zwangslage ist doch ein stückweit konstruiert, andere Wege wären durchaus denkbar und realistischer gewesen. Allein schon ein vertrautes Gespräch mit dem ein oder anderen ehemaligen Kollegen hätte wohl die Situation durchaus entschärfen können, zumindest eine gewisse Zahl an Kräften auf Alex Seite noch bereitstellen können. Doch das ist am Ende gar nicht der eigentliche rote Faden in diesem Kriminalroman. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem langsamen Zerfall der "ehemaligen" Person des Alex und der sich, unter Druck und viele Heimlichkeiten verstrickten, sich langsam entfaltenden, "neuen" Person dieses Alex. Und die eigentliche Spannung besteht weniger darin, ob Alex die Auftraggeber unschädlich machen kann, sondern wieweit diese Veränderungen bei ihm gehen werden. Wird er den Mord ausführen? Oder eine andere Lösung finden? Überhaupt zum Ende hin finden wollen? Mit diesen Emotionen spielt Reiter souverän in eher einfacher, sehr flüssiger Sprache und einem durchgehend passenden Tempo der Ereignisse versehen. So darf man zum Ende hin durchaus gespannt sein auf die ein oder andere überraschende Wendung der Ereignisse.