Marlene Borchert muss kämpfen ¿ mit einem brutalen Mörder, der Frauen auf eine Art und Weise umbringt, die sie selbst als Polizistin vor Grauen erstarren lässt. Mit ihrer Vergangenheit, die sie immer wieder einholt. Mit ihren Gefühlen, als Benno auftaucht, ein Kollege, mit dem sie einmal eine Affäre hatte.Nur ersteres fällt ihr dabei leicht. Sie ist tough in ihrem Beruf, liebt ihr schnelles Motorrad, hat keine Probleme, ihre Meinung kundzutun ¿ solange es dabei nicht um ihr persönliches Leben geht. Als sie zusammen mit Benno den grausamsten Fall ihrer bisherigen Karriere lösen will, muss sie dabei bis an ihr Äußerstes gehen. Besonders, als sie schließlich als Einzige realisiert, wer der Mörder ist. Und dass er ihr näher steht, als sie dachte¿Ich war überrascht. Ein Krimi aus Minden. Was mochte einen da erwarten? Doch schon die ersten Seiten zogen mich in den Bann. Denn das, was ich da las, war eine sehr clever inszenierte Handlung. Ein Spannungsbogen, der dafür sorgte, dass ich das Buch nicht aus der Hand legte (obwohl ich eigentlich schlafen wollte). Falsche Fährten. Nicht erwartete Wendungen. Und ein Finale, das alle Fäden geschickt zusammenführte und trotzdem komplett überraschte.Mindestens genauso überzeugten mich allerdings die Figuren, allen voran Marlene Borchert. Da undurchschaubar und schwer zugänglich, wusste man als Leser nie ganz genau, welche Karten bei ihr auf dem Tisch lagen, das machte es interessant. In ihren zerbrechlichen Momenten andererseits wirkte sie so liebenswert, dass man sich ihr sofort verbunden fühlte und mit ihr mitlitt. Spannend fand ich auch, dass sie in der Lage ist, klarzuträumen, d.h. in Träumen wissen kann, dass sie gerade träumt und damit in der Lage ist, ihren Trau zu beeinflussen. Davon hatte ich zuvor noch nie gehört, eine weitere Besonderheit, der diesen Roman einzigartig macht. Denn alles, was die Autorin schreibt, ist in die Handlung eingebettet, nie gewollte aufgesetzt. Ich habe den Krimi zu Weihnachten geschenkt bekommen und kenne Minden nur aus ein paar wenigen kurzen Besuchen. Aber dieser Roman wirkt nicht wie ein Regionalkrimi, der nur durch die Beschreibung der Heimat lebt, sondern überzeugt als Krimi an sich, mit seiner Handlung und seinen Charakteren. Ich bin deshalb sicher, dass nicht nur Mindener ihn mögen werden. Nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, klang das Buch noch lange in mir nach. Neben all der Spannung auch etwas zum Nachdenken. Das hat Spaß gemacht. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.