Michael Sommer, Professor für Alte Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, hat nach seinen anderen, im Verlag C.H.Beck erschienen Werken: "Wirtschaftsgeschichte der Antike", "Schwarze Tage. Roms Kriege gegen Karthago" und "Dark Rome. Das geheime Leben der Römer" sich nun eines Themas angenommen, von dem man glaubt, ohnehin alles zu wissen: Der Ermordung Gaius Iulius Caesars an den Iden des März im Jahre 44 vor Christus.
Kann es gelingen, ein antikes Verbrechen, dessen Opfer, Täter und deren Motive hinlänglich bekannt sind, fesselnd zu erzählen?
Michael Sommer zeigt es vor. Der Autor spannt den Bogen beginnend mit den diversen Gründungslegenden, dem Königreich, das durch einen Staatsstreich gestürzt und in eine Republik umgewandelt wird bis hin zu Caesar, der zunächst mit einer befristeten Ausnahmeregelung herrscht und sich anschließend zum Diktator auf Lebenszeit aufschwingt.
Wir erfahren detailreich und aus 15 verschiedenen Perspektiven, was alles zu dem Attentat auf Caesar geführt hat.
Unter den 15 Personen, deren Blickwinkeln hier beleuchtet werden ist Caesar selbst, dann die Weggefährten und Verschwörer von Cato und Cicero, über Brutus und Cassius bis hin zu Marcus Antonius und Octavius.
Mehrmals wird abgewogen ob der Tyrannenmord gerechtfertigt ist oder nicht. Einige der Verschwörer haben durchwegs persönliche Gründe mit Caesar abzurechnen, andere wollen wieder zur für sie einzig richtigen Staatsform, der Republik zurück. So zieht sich das Netz der Verschwörer, das sich aus alten Rivalen und enttäuschten Anhängern formiert hat, nach dem sich Caesar rund 4 Wochen zuvor zum Diktator auf Lebenszeit kürt, zu. Spannend zu lesen ist, wie die Täter rekrutiert werden und der Ort des Attentats ausgewählt worden ist.
Nach dem geglückten Attentat hält Caesars Testament einige Überraschungen bereit, mit denen einzelne Verschwörer nicht gerechnet haben. Mit Octavius als Adoptivsohn und Erben tritt genau das ein, was man mit dem Mord an Caesar eigentlich verhindern wollte: die Errichtung einer Monarchie. Bis Octavius zu Augustus wird, fließt noch einiges Blut, die Weichen sind jedoch gestellt.
Eine gute Ergänzung ist die Darstellung wie es mit den Verschwörern weitergeht sowie zahlreiche Abbildungen, Karten und Stammbäumen. Die abgebildeten genealogischen Zusammenhänge sind wegen der oft Gleichnamigkeit der Beteiligten bzw. deren Ahnen notwendig.
Das Buch ist für alle jene, die sich für die Römische Antike und Gaius Iulius Caesar interessieren eine gelungene Lektüre. Zahlreiche lateinische Zitate (die auch übersetzt werden) sowie die (Neu)Bewertung von Texten, Briefen, Indizien und Spuren lassen den Mord an Caesar als logische Konsequenz eines Staatskonzeptes erscheinen, weshalb der Zeitpunkt für das Opfer selbst möglicherweise unerwartet gekommen sein mag.
Fazit:
Um die eingangs gestellte Frage nach dem Gelingen eines solchen Werkes zu beantworten. Ja, es ist gelungen, diesen antiken Mordfalles fesselnd zu erzählen. Dafür spreche ich hier eine Leseempfehlung aus und bewerte das Buch mit 5 Sternen.