"All die Jahre war es einfach ein konstantes fließendes Gespräch, und jetzt fühlt es sich plötzlich gekünstelt und unnatürlich an."Bea und Niklas scheinen alles im Leben erreicht zu haben, 2 gesunde Mädchen im Jugendalter, eine schöne Eigentumswohnung in Stockholm, er Chefarzt in der Pädiatrie, sie mit sinnstiftender Arbeit bei einer NGO. Von einem glücklichen Leben scheinen sie dennoch weit entfernt zu sein.Wir begleiten Bea über einige Monate, während ihr Leben nach und nach auseinanderfällt. Und dann kommt Moa Herngrens großer Schachzug: sie wechselt die Perspektive und erzählt die vergangenen Monate nochmal aus Niklas Sicht. Und plötzlich werden aus Schwarz und Weiß schier unendliche Facetten in Grautönen, die ihre Schattierungen mit jedem Kapitel wieder ändern. Denn es gibt nicht DEN einen Schuldigen am Ende einer Ehe. Und so zeichnet die Autorin ein vielschichtiges, erstaunlich authentisches Bild einer zerbrochenen Ehe mit all seiner Brutalität."In seinem Inneren fühlt es sich an, als wäre gerade ein Licht gelöscht worden."Wenngleich die Charaktere sehr realistisch angelegt sind, konnte ich mit keinem so richtig warm werden. Das mag vielleicht aber auch am Perspektivwechsel liegen, der uns Lesende zu allwissenden Beobachtern macht, was es natürlich leicht macht, sich über die Figuren und ihre nicht immer so sauberen Handlungen zu erheben. Denn am Ende sind wir alle nur Menschen und es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß.Große Leseempfehlung!4,5/5