Das Cover hatte mich zuerst aufmerksam werden lassen auf diesen Fantasy-Roman von Nils Arbol. Zu sehen ist eine wunderschöne Landschaft, die Protagonistin Naerima mit ihren Begleitern, der Wölfin Jaspis und der Stute Linta. In meinen Augen ein gelungenes Cover, das Lust aufs Lesen macht.
In dem Buch geht es, wie der Name schon sagt, um Naerima, die als kleines Kind von zwei Jägern gefunden und während der Dürre- und Hungerzeit in ein Dorf gebracht wird. Dort beschließt das Oberhaupt, das kinderlose Paar Amos und Koranda sollen sich um die Kleine kümmern und sie großziehen, denn bis auf ihren Namen kann sie sich an nichts mehr erinnern. Niemand weiß, woher sie stammt und was sie erlebt hat.
Schnell gilt Naerima als Außenseiterin, findet aber in einigen gütigen Menschen doch den Anschluss an die Dorfgemeinschaft. Da ist natürlich ihre Ziehmutter, die mit ihr das gemeinsame Los des prügelnden Amos teilt, dann noch Jerbus, einer der Jäger, der sie fand und der sie in der Kunst des Bogenschießens unterwies und dann ist da noch der stumme Junge Xaron, mit dem sie sich blind versteht. Xaron war in meinen Augen ein wirklich besonderer Charakter, zumal ich generell eine Schwäche für gut geschriebene Nebenfiguren habe. Seine Vergangenheit und sein Leben sind so tragisch, obwohl ihm nie größere Gewalt angetan wurde. Doch die seelische Gewalt, aufgrund seiner Stummheit von der Gemeinschaft ausgeschlossen und als das Böse abgestempelt zu werden, das ist mehr, als ein Mensch ertragen kann. Aber er trägt es tapfer und steht Naerima bei.
Die beiden werden zu guten Freunden, lernen den alten Seher, der einsiedlerisch in der Nähe des Dorfs lebt, kennen und streifen durch die Wälder, wo Naerima die Präsenz eines fremden schwarzen Reiters wahrnimmt.
Eines Tages eskaliert das so beschauliche Dorfleben und Naerima wird gezwungen, sich auf den Weg zu machen, ihre Familie und ihre verlorene Vergangenheit zu finden. Auf ihrem Weg trifft sie auf zahlreiche Menschen, die ihr mal freundlich, mal weniger freundlich gesinnt sind, doch sie verfolgt hartnäckig ihr Ziel.
Ich hatte großen Spaß an diesem Buch, die Seiten flogen nur so dahin! Insbesondere der Anfang war unglaublich stark geschrieben, auch die Reise Naerimas war spannend, nur das Ende der Geschichte kam für mich zu abrupt und schwächelte ein wenig in der Umsetzung. Da hätte man mehr draus machen können und auch sollen. Dennoch begeisterte mich die Idee um ihre Vergangenheit, auch die Idee um die drei magischen Steine Ohne diese hätte ich es als Jugendbuch, nicht als Fantasy klassifiziert. Doch ein paar fantastische Elemente (in meinen Augen an den richtigen Stellen, sodass sie bei Lesern, die das Genre nicht mögen, nicht störend wirken sollten) fanden ihren Weg in Naerimas Geschichte. Drachen, große Zauberer, das alles sucht man hier vergeblich. Das braucht dieses Buch auch gar nicht! Vielmehr begeistert es durch die Entwicklung Naerimas, das hervorragend geschilderte Dorfleben, die Geschichte des schwarzen Reiters (die mich in besonderem Maße berührt hatte, zunächst aber etwas stiefmütterlich behandelt wurde), die Waldbewohner und die große Burg von Arabakor.
Naerima war als Protagonistin so sympathisch geschrieben, man fühlt mir ihr, kann jede ihrer Ideen und Regungen nachvollziehen, sie wächst einem so sehr ans Herz, das man inständig auf eine Fortsetzung hofft. Ich habe meine Zeit sehr gern mit diesem Buch verbracht und kann es sowohl jungen, als auch erwachsenen Lesern empfehlen. Es muss nicht immer der 3000-Seiten-Epos sein, hier bei diesem Buch fühlt man sich sehr schnell Zuhause.