Ich hab mir das Ebook gekauft, weil ich über die positiven Rezensionen hier auf Loveleybook darauf aufmerksam geworden bin.
Nach dem Lesen von etwas 2/3tel des Buches kann ich sagen: ich verstehe nicht, was die Leute hieran gutfanden. Ich habe kapituliert und wollte die Auflösung nicht mehr kennen.
Am Schreibstil liegt es nicht, der ist okay. Nicht sonderlich ausgefeilt, aber eben okay.
Das war dann aber schon das einzig Positive, dass ich hierzu äußern kann. Fangen wir mit der Kritik an:
Die Protagonisten:
1. Doering: ist ehemaliger LKA Mitarbeiter, sieht schlecht wegen einer angeborenen Augenkrankheit und ist deswegen wohl aus dem Job ausgeschieden, wird aber gern von seinem Chef als Experte herangezogen. Naja, soweit konnte ich folgen. Warum Doering jedoch in der gesamten Story überhaupt keine visuellen Einschränkungen hatte, nein vielmehr sogar besser alles alle anderen Dinge erkannte, wie z.B. die Reflexion im Überwachungsvideo unten rechts (die niemandem sonst aufgefallen war) war, sagen wir euphemistisch: unplausibel. Seine gesamte Figur bleibt im Buch das Klischee, dass sie wohl auch sein sollte: Der Über-Ermittler mit privaten Problemen. Nur macht er sich schon am Anfang dem Leser gegenüber aufgrund kruder Gedanken unsympathisch:
- er glaubt nicht an Zufälle, lehnt deren Existenz sogar ab, sowas überließ er lieber Astrologen und Horoskoplesern, merkt aber nicht, dass diese Aussage Schwachsinn ist, denn genau diese Gruppe Mensch glaubt ja auch nicht an Zufälle sondern eben: Bestimmung.
- er faselt von Wetterfolgen durch Windräder, die er ständig abwertend Windmühlen nennt. Die würden angeblich die Erde wärmer machen und für Regen in Berlin sorgen. Man weiß an dieser Stelle nicht genau: ist das jetzt nur eine unsinnige Theorie des Protagonisten, oder eher die des Autors?
- er hält generell alle für blöd und ist in der gesamten Geschichte ausgesprochen unreflektiert (außer natürlich bezüglich seines großen Traumas: er hat den Superschurken damals entkommen lassen! Ui...)
Kommen wir zum Gegenspieler: Der Professor . Ein Auftragskiller, der sich ständig das Gesicht umoperieren lassen muss, angeblich wegen eines Nervenleidens. Plausibel: Nerven wachsen ja unproblematisch wieder zusammen, weiß man schon aus der Schule \Ironie off. Er ist ein Südamerikaner, der sich wahlweise als Dozent in einer deutschen Universität oder Berliner Personenschützer ausgeben kann und keiner merkts (spricht ja neun Sprachen fließend, somit auch Berlinerisch). Einziges Ziel des Bösewichtes: als Lohn für seine Arbeit soll der Genquotient geändert werden, eine vierstellige Zahl, die Menschen supergenau identifiert, viel genauer als es die DNA mit ihren Millionen Variationen kann, da die ja verunreinigt sein könnte... Die Idee, biometrische Daten mit der DNS zu koppeln und eine Art Checksumme zu bilden, ist ja nicht schlecht, nur völlig kontraproduktiv: die verunreinigte DNA Spur, die Geschichtsoperation etc.. alles würde diese Checksumme ändern. Und dann???
Die anderen Protas sind nur Statisten und wirken noch konstruierter bzw. klischeehafter als die oben genannten. Die Amerikaner sind strunzdumm und kriegen nichts auf die Reihe. Sie lassen sich Doering als Experten zuteilen, kriegen aber noch nicht mal dessen Vornamen raus. Der Super-Ermittler Doering ist übrigens auch der einzige, der einen Zusammenhang sieht zwischen einem Nervengasanschlag (Sarin) in Deutschland vor mehreren Jahren und dem aktuellen (ebenfalls mit Sarin). Nun weiß man ja, dass Anschläge mit verbotenen Militärkampfstoffen in D alltäglich sind. Deshalb kommt man wohl nicht drauf. Doering erklärt ihnen dann, dass er den Superduper-Schurken der Professor für den Täter hält. Die Amis kennen ihn nicht (obwohl er angeblich mehrere Anschläge mit Sarin in USA und D durchgeführt hatte). Kann passieren. Zum Glück haben sie ja Doering, der im Verlauf der Geschichte ohne Probleme an FBI Akten rankommt, sich in abgesperrte Veranstaltungen reinschleicht, eigentlich so gut wie alles kann etc... Ich erspare mir das jetzt.
Nein, Freunde. Das ist kein Thriller sondern ein Alternative-Reality Märchen mit hölzernen Fantasyfiguren.
Wers mag.