*3,5 SterneRalf Thiesen ist mit seinem ersten Aaron Singer-Roman ein neuer Stern am Himmel der historischen Krimis. Außerordentlich gute Bewertungen konnte er bereits bei den bekannten Online-Shops und Bewertungsportalen absahnen.Teilweise kann ich das große Lob nachvollziehen. Die Charaktere sind authentisch und gut gezeichnet, die Atmosphäre und der Schauplatz rund um Königsberg in den 1920ern sind wirklich gut getroffen und ebenfalls authentisch; als Leser hat man wirklich das Gefühl, dort zu sein und die Geschichte mitzuerleben.Mein Problem war eher der Plot. Über große Teile hinweg geht es um geschäftliche Verwicklungen, Reedereien, um den Holzhandel und um Börsengeschäfte. Das interessiert mich einfach überhaupt nicht. Hätte ich das schon vorher gewusst, hätte ich das Buch gar nicht erst gekauft. Im Laufe der Handlung kommen dann noch andere Aspekte (und Charaktere) hinzu, die dem Plot eine andere Richtung geben, die mir mehr behagt hat. Allerdings wurde die Handlung ab auch ziemlich kompliziert und ein wenig überfrachtet. Anstatt sich auf ein Thema zu konzentrieren, werden auf einmal mehrere Fässer aufgemacht, es kommen unzählige (eher unbedeutende) Personen hinzu, die dann schnell wieder verschwinden. Dies zieht die Geschichte unnötig in die Länge und, wie gesagt, verkompliziert die Handlung immens.Auffällig ist außerdem, dass die Charaktere ständig essen und/oder trinken. Man ist in Restaurants, Bars oder bei jemandem zum Essen eingeladen. Man merkt richtig, wie stolz der Autor auf seine gründlichen Recherchen ist, da bei jeder Mahlzeit ein typisches Königsberger Gericht oder Getränk vorgestellt wird.Insgesamt ein wirklich viel versprechender Auftakt mit einigen Schwächen. Als Leser sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass die Geschichte doch ein wenig an die Volker Kutscher-Romane erinnert.