Das Echo der Gezeiten von Rebekka Frank verspricht eine dichte Atmosphäre zwischen Meer und Legenden und stellt zwei Frauen vor, die durch das Meer und die Zeit verbunden sind: Tilla, die in den 1950ern gegen Konventionen ankämpft, und Nes, die im Jahr 1633 auf einer Nordseeinsel Zuflucht sucht. Die Spannung zwischen Freiheit, Geheimnissen und den Gefahren des Meeres zieht sich durch beide Erzählstränge.Leider blieb das Buch für mich in vielerlei Hinsicht distanziert. Was besonders fehlte, war das Innenleben der Figuren - ihre innersten Gedanken und Gefühle, die einem normalerweise helfen, wirklich mit ihnen mitzufühlen. Weder Tilla noch Nes lassen uns wirklich an ihrer emotionalen Welt teilhaben; ihre Motive und inneren Kämpfe bleiben vage. Es war, als würde man die Figuren durch eine Scheibe betrachten: Man sieht ihre Handlungen, aber spürt kaum, was in ihnen vorgeht. Gerade in einem historischen Roman erwarte ich diese Nähe, die den Leser in das Leben und die Zeit der Figuren hineinzieht.Für viele mag das Buch durch seine spannende Kulisse und die Atmosphäre der Nordseeküste dennoch funktionieren. Für mich blieb es jedoch leider zu blass und ließ mich emotional unberührt zurück. Nach etwa 200 Seiten habe ich das Buch schließlich zur Seite gelegt.