Es ist ein Unterschied, ob jemand über einen Ort schreibt, über den er ¿Bescheid¿ weiß und die Charakteristika ¿abarbeitet¿, oder ob er dort gelebt hat. Ronald Reng hat in London gelebt, hat die Augen offen gehalten und sich in den Rhythmus und die Eigenwilligkeiten der Metropole eingefügt. Dass er dabei noch eine Liebe zur Stadt gefunden hat, die Zugezogenen recht selten zuteil wird, weil man sich, wenn man mit Traumbildern und Vorstellungen in ein neues Quartier umsiedelt, allzu oft enttäuscht sieht, hat ihm sicher bei der Darstellungen ¿seines¿ Londons geholfen.Reng arbeitet sich nicht an den Sehenswürdigkeiten und Geschichtsdaten ab, sondern nimmt die typischen Londoner Themen in sein Porträt auf. Fußball, die U-Bahn, den legendären Bürgermeister Livingstone und noch einiges mehr, was nicht in den gängigen Reiseführern steht. Das Buch ist und soll auch kein Reiseführer sein, es ist vielmehr eine belletristische Einladung, die Stadt über die Menschen und die Eigenarten kennenzulernen. Das macht Reng in Episodenform, einzelne Kapitel widmet er einem Thema und erzählt in der Ich-Form, wie er die Einzelteile zu einem Ganzen zusammenfügt, um dem Leser ein kurzweiliges und interessantes, mitunter auch sehr amüsantes Bild der britischen Hauptstadt zu vermitteln. In kurzen Einschüben lässt er auch Zeitgenossen wie Tony Hawks z.B. zu Wort kommen, die ihre Eindrücke schildern.Reng, der auch schon eine großartige Biografie von Robert Enke verfasst hat, schafft es, London interessant zu machen, auch da, wo es vielleicht den einen oder anderen eher einschüchtert. Diese Stadt ist nicht für jeden geeignet (der Rezensent kann das nur unterstreichen), aber wenn man mit demselben Enthusiasmus wie Reng an die Metropole herangeht, lassen sich die Nachteile, die ein Leben dort mit sich bringt, besser verdrängen.Ein schönes und gelungenes Buch über eine schwierige Stadt, großartig erzählt vom Autoren, der ja zwischenzeitlich wohl auch wieder in Deutschland lebt.