Das Buch besteht aus einer Sammlung von Kolumnen im ersten Teil aus der Süddeutschen Zeitung und im zweiten Teil aus dem Musikexpress. Für alle Sarah Kuttner Fans ist das Buch auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Denn in den Zeilen ihrer Kolumnen erlebt man 100 % die Frau Kuttner wie man sie auch aus dem Fernsehen kennt -schlagfertig und spontan. Auch nach Jahren hat es mir große Freude gemacht, die Kolumnen noch einmal zu lesen und mich an die Zeit der früheren 2000er zu erinnern. Das großartige an den Texten sind die amüsante Ironie gemischt mit einer ordentlichen Portion an bildhafter sprachlicher Darstellung verschiedener Beispielsituationen und die Vergleiche aus dem Alltag als Antworten auf die gestellten Fragen zu ihrer u. a. politischen Meinung, ihrer Lieblingsmusik oder ihrem Lieblingsessen. Mit ihrer Sprache übertreibt sie insofern, dass sie alles ihr Unangenehme im Leben ¿unter schwere Sanktionen stellt¿. Ihre Antworten müssen nicht wirklich auf die Fragen eingehen und sind sehr originell; ¿Angela Merkel und die CDU?¿ ¿Antwort: ¿kein guter Bandname.¿ Laut Duden kann das Wasser, der Strom oder die Sonne das Licht durchfluten, aber dass ¿das Album von Adam Green Kuttners Auto akustisch durchfluten kann¿, ist so in dem sprachlichen Kompositum neu.Die Redewendungen werden dem Kontext gezielt und spielerisch angepasst und umgewandelt, oder sie werden mit einer Doppeldeutigkeit versehen, wie etwa, dass ein Sopransaxophonist sein Sopransaxofon an den Nagel gehängt hat, weiß aber nicht mehr an welchen, oder auf die Frage nach perfekten Ferien wird erwidert: Aufregung am Strand ist genau meine Tasse Urlaub. Hier wurde die Redewendung ¿meine Tasse Tee¿ in meine Tasse Urlaub dem Kontext angepasst. Es werden zwei idiomatische Phrasen zu einer verschmolzen; ¿Es plagt mich dieser Tage vor allem ein Problem: >>der ¿Echo¿<<, dieses buckelige deutsche Gegenstück zum amerikanischen Grammy, wirft seine Schatten mal wieder unter die Augen.¿ Neue Wendung aus: die Schatten vorauswerfen, sich ankündigen` und jemanden unter die Augen kommen, sich bei jemandem sehen lassen`. Die Autorin zeigt bildlich, dass der ¿Echo¿ kurz bevorsteht und dass sie dieser Veranstaltung negativ gegenübersteht. Auch ihr kreativer Humor fasziniert mich sehr: z. B. als Antwort auf die Frage, ob die Türkei der EU beitreten darf ¿ sagt sie: ¿keine Ahnung, welche Kriterien hier angelegt werden, wahrscheinlich rechnet man Bruttoinlandsprodukt plus Länderspieltore geteilt durch Sehenswürdigkeiten minus Minderheitendrangsalierung.¿ In den ganzen Meinungsbeiträgen findet man viele durch Sarah Kuttner neu erfundene Wörter, die es eigentlich nie gegeben hat, und die vielleicht irgendwann auch durch den Duden offiziell anerkannt werden. Für mich einfach nur genial und sehr empfehlenswert als Unterhaltung zum Durchlesen, aber auch zum Raussuchen und Markieren von besten Zitaten für zwischendurch.