Zombies sind da, bloß ist alles drumherum langweilig
Bei dem Wort Zombie bekomme ich immer eine Gänsehaut und wenn ich ein Zombiebuch in den Händen halte, erwarte ich Action, Spannung, Adrenalin. Sean P. Murphy jedoch schafft es, ein Buch voller Zombies langweilig zu gestalten. Ich bin beim Lesen fast eingeschlafen und schlussendlich hat mich sein ätzend langatmiger Stil abgestoßen.Es fängt gut an. Wie viele Bücher in dem Genre gelingt es dem Autor hier auch, mich gleich am Anfang zu begeistern. Zwei Männer segeln um die Küste, isolieren sich vom Land und warten auf die nächste gute Gelegenheit, um an Nahrung zu kommen. Schließlich landen sie auf einer kleinen Insel mit einem Leuchtturm und beobachten von dort eine Horde Zombies, die sehnsüchtig die Insel betreten möchten und es nicht können. Das fand ich so stimmig und mit einer erdrückenden Atmosphäre. Ich habe die Zombies vor mir gesehen, wie sie an der Küste nach den beiden Fleischpaketen förmlich gebettelt haben und bei ihren kläglichen Versuchen ins Wasser fielen und verschwanden.Aber dann macht die Handlung einen Umschwung, vergisst die Zombies an der Küste und wir lesen das, was wir in so vielen anderen Zombiebüchern schon gelesen haben: Tag 1 der Apokalypse.Ich will schon lange nicht mehr wissen, wie die Seuche ausbrach, wie die ersten Tage waren, wie sich die Leute auf die Flucht bereit machten. Das habe ich schon so oft gelesen, das es mich richtig ankotzt. Aber wenn der Autor unbedingt das wiederkauen möchte, dann sollte es nicht so passiv sein, sondern den Leser in die Geschehnisse einbeziehen und ihn vor allem mitfühlen lassen. Alles, was ich mitgekriegt habe, war, wie sich der Typ in seiner Wohnung einsperrte und alles aussitzen wollte. Bäh.Tag 1 der Apokalypse muss aufregend sein, so viel Angst sollte da sein, Gefühle und Gedanken, und ich möchte das alles mitfühlen, bei jeder einzelnen Handlung, bei jeder einzelnen Seite. Dieser Autor kann das nicht. Er kann nicht schreiben und schon gar nicht erzählen.Als die Handlung die Rückblende abbrach und zurückkehrte, war der Stil irgendwie verändert. Es fühlte sich für mich plötzlich so an, als würde ich einem richtigen Matscho zuhören, der es nicht vergisst, jeden einzelnen Furz zu erwähnen. Das ist keine Metapher und keine Anspielung. Der Autor erwähnt wirklich jeden einzelnen Furz, den er hört oder von sich gibt, als hätte das eine wirkliche Bedeutung. Dann sind da diese Gedanken, die man aus schlechten Filmen kennt: "Fuck!", "Scheiße!", "Oh, ja", "Hammertime!", etc., die zwischen die Handlungen verstreut sind und sich lächerlich anhören.Doch ich habe mich davon nicht zu sehr ärgern lassen, denn alles, was ich erwartet habe, war, dass die beiden Kerle es mit den Zombies am Ufer aufnehmen. Irgendetwas musste ja passieren, die Zombies waren ja nicht nur da, um sie anzustarren. Anscheinend doch. Sie werden komplett ignoriert, bis die Navy da ist und die beiden Idioten gerettet werden, damit sie nur noch vor sich labern können. Die ganze Vorarbeit geht flöten, die ganze Spannung ist weg und wir dürfen Zeuge davon werden, wie die beiden Kerle ein Vortrag über Zombies halten.Für ein Buch, das voller Zombies ist, wird es ziemlich schnell eintönig und langatmig. Sein Stil baut keine Spannung auf, sondern sorgt dafür, dass die Apokalypse banal wird und die Zombies eher eine lästige Plage werden wie Fliegen in der Hitze. Stunden werden in wenige Zeilen gepresst, die Handlung schnell vorangetrieben und meistens fühlt es sich so an, als hätte ich beim Lesen etwas verpasst.Dann gibt es Sätze, die dazwischen geworfen werden und nichts bewirken. Vor allem bei einem wurde mir richtigschlecht: "Ein Teil meiner Menschlichkeit starb auf dieser Straße." Das ist ein wichtiger Satz und doch wirkt er wie hingewichst zwischen die Details.Bei der zweiten Rückblende, wo sie endlich den Zombies näherkommen, sorgt der Stil dafür, dass es sich eher wie eine Rundfahrt anfühlt, bei der die Herrschaften sicher in ihren Autos Zombies beobachten. Irgendwo da, als die Figuren feststellten, dass vielleicht einer von ihnen infiziert ist, bin ich eingenickt! Das, was für Spannung sorgen sollte, hat mich eingeschläfert, wodurch ich das Buch schließlich abgebrochen habe. Es ist schlecht, es ist mies und eine allgemeine Beleidigung für Zombiebücher. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich dafür Geld ausgegeben habe. Ich wünschte, ich könnte das Geld zurückbekommen und das Buch wieder vergessen.Unter dem Klappentext steht, dass das Buch besser als The Walking Dead ist. Vielleicht besser als die dritte und vierte Staffel, aber sicherlich nicht besser als die erste Staffel.