An einem bei Liebespaaren beliebten Strand werden zwei Leichen gefunden, nebeneinander liegend und beide mit Zyankali vergiftet: Ganz klar: ein Doppelselbstmord aus Liebe. Nur dem örtlichen Kommissar Torigai fällt eine kleine Unstimmigkeit auf, die ihm keine Ruhe lässt. Weil beide Toten aus Tokio stammen, wird auch die dortige Polizei eingeschaltet, und hier ist es der Kommissar Mihara, der ähnlich wie Torigai an die Theorie des Selbstmords nicht recht glauben will. Immerhin ist der männliche Tote der Untergebene eines Ministerialbeamten, gegen den gerade wegen Korruption ermittelt wird.
Entscheidend für den Gang der Ermittlungen ist die Pünktlichkeit der Züge. Wären die Züge nicht auf die Minute pünktlich, würde der Plot nicht funktionieren. Es ist nämlich ein kleines Zeitfenster von nur vier Minuten, das die Ermittlungen in Gang setzt. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, sie sind wie in jedem old-school-Krimi mit viel Gedankenarbeit und logischem Denken verbunden. Mihara hat dennoch immer wieder das Gefühl, an eine unüberwindliche Mauer zu stoßen, weil seine Vermutungen nicht stimmen oder seine Prämissen unzutreffend waren. Der Autor lässt seinen Leser an den Überlegungen teilnehmen; allerdings muss ich gestehen, dass ich nicht jeden der vielen Zugpläne aus dem Kursbuch gedanklich begleitet habe. Umso mehr muss man die Findigkeit des Autors und seiner Ermittler bewundern, die aus den vielen rätselhaften Fakten schließlich die Wahrheit herausfiltern. Ein komplizierter Fall!
Die sachlich-nüchterne Art des Erzählens mag nicht jedem Leser liegen. Matsumoto verschont seine Leser mit Emotionen und mit Ausbrüchen welcher Art auch immer. Seine Figuren verhalten sich dementsprechend, sie gehen stets höflich und respektvoll miteinander um wie wohltuend! In aller Ruhe geht die Handlung voran, bis sich schließlich die komplizierten Zusammenhänge klären.
Der Krimi erschien erstmals 1958 unter dem Titel Spiel mit dem Fahrplan und wurde vom Kampa Verlag neu herausgegeben.
Nach wie vor sehr lesenswert!
4,5