Im Gefängnis des kleinen Städtchens Isenbüttel, in Norddeutschland gelegen, teilen sich Clemens, der seine Studentinnen nach gelungenen Klausuren verführte und Hannes, der eine lange Zeit erfolgreich als falscher Polizist die Autofahrer um Bußgelder erleichterte, eine Gefängniszelle. Dem idealistischen Gefängnisdirektor sei Dank fährt eines Tages der Bus der Landesbühne im Gefängnishof Isenbüttels ein. Der Tag endet für einen Teil der Insassen allerdings nicht mit einem wohl gemeinten Stück Kultur, sondern völlig überraschend in der Freiheit. Gemeinsam mit einigen anderen Insassen sind Hannes und Clemens unter der Tarnhaube des Landesbühnen-Bus aus dem Gefängnis entflohen. Ihr erster Halt führt sie in das kleine Städtchen Grünau, in welcher der Bürgermeister , begeistert von dem Schauspiel der vermeintlichen Landesbühnen-Darsteller , eine ganze Kulturwoche unter Mithilfe der Landesbühne auf die Beine stellen möchte. Die neue Novelle von Siegfried Lenz bietet mit dem Gefängnis Isenbüttel und Gefängnisinsassen als Hauptcharakteren einen interessanten Ausgangspunkt. In dem Gefängnis geht es allerdings anders zu, als der Leser zunächst vermuten mag. Dort sitzen weder Schwerverbrecher , noch gibt es unsympathische und fiese Direktoren, ganz im Gegenteil: Die Charaktere strahlen vor Sympathie und Skurrilität, vor allem der Ich-Erzähler Clemens, der im Laufe seiner Professur seinen jungen und hübschen Studentinnen zum Examen verhalf, nachdem Sie mit ihm schliefen. Für mich persönlich enden hier allerdings auch schon die Vorzüge von Siegfried Lenz neuester literarischer Schöpfung. Bei allem was dann noch in dem 120 Seiten schmalen Bändchen folgt stellte sich mir permanenten die Frage, was der Autor mit seiner Novelle eigentlich sagen möchte.Für meinen Geschmack weist "Landesbühne" zu viele Facetten , auf zu wenig Seiten auf: Die Charaktere zeichnen sich vor allem durch kafkaeske Züge aus, wobei hingegen der Ausflug in das Ländliche Grünau nahezu einer Groteske gleicht.Da es sich allem Anschein nach , aber um eine Novelle handelt, stellt sich mir die Frage: "Warum"? . Was will Siegfried Lenz damit bezwecken?Ohne Erfolg habe ich nach einer tieferen Bedeutung gesucht, mir kamen dabei Ideen wie: Freiheit der Kunst, Freiheit des Individuums , Loblied auf die Freiheit und Freundschaft, und noch einiges mehr.Trotzdem hat sich mir abschließend leider nicht der Sinn des Schriftstückes erschlossen. Vielleicht hätten dem Werk einige Seiten mehr gut getan.So muss ich leider sagen, dass trotz Siegfrieds Lenz`klarem Schreibstil und melancholischen Klängen zu Ende der Handlung wenig bleibt. Was bleibt ist er Eindruck einer tiefen Freundschaft zwischen Hannes und Clemens, und deren besonderer Wert in einem Alltag zwischen Gefängniswänden und Gitterstäben. Das stellt sich mir unvermittelt nur eine Frage: Und das soll alles gewesen sein?