... was es aber nicht leichter macht, die russische Mentalität als Europäer zu verstehen. Ja, Russland gehört auch zu Europa, aber... es ist dann doch ziemlich weit weg. Dieses sich einem vermeintlich starken "Führer" hinzugeben, steckt doch in jedem Volk. Sieht man ja auch in der Tagespolitik. Immer wieder ist auf dieser Reise bei den Menschen das Arrangieren im Vordergrund, nicht die Ambitionen. Ich sehe mich als Kind Europas im Sinne von Aufklärung und Eigenständigkeit und Fortschritt. Im russischen Gemüt fehlt mir das. Für mich ist es nicht vorstellbar, zu wissen, was möglich ist, aber nicht danach zu streben. Eine Art der Gleichgültigkeit... die immer wieder durchbrochen wird von Grandiositätsdenken, das vom Staatsapparat vermittelt wird. Leer und bedrückend, wenn man es als Außenstehender betrachtet. Mir fällt es so schwer das Gefühl in Worte zu fassen. Welches Gefühl habe ich, wenn ich den Eindrücken aus dem Buch und anderen Stimmen (Brieffreunde, Blogs..) folge: Ungeduld, Wut, Mitleid, Verzweiflung. Das Land ist so groß, hätte so viel Potential... und es verkommt. Zwischenmenschlich als auch wirtschaftlich. Die landschaftliche Schönheit zu erleben, wäre so toll. Die Leute kennenzulernen, großartig. Den Geschmack und die kulinarischen Eindrücke zu sammeln... wäre so toll. Aber ich könnte mich dort nicht zusammennehmen. Da fehlt mir die Demut und Fähigkeit zur Akzeptanz. Stephan Orth hat eine Gabe, das Gegebene zu erleben und davon etwas mitzunehmen. Das Buch gibt mir einen sicheren Rahmen, das auch zu tun. Aber ich könnte es ihm nicht gleichtun. Ein großes Dankeschön an seine Mission Länder zu besuchen, die nicht jeder besuchen kann... aus welchen Gründen auch immer.