Zugegeben, auf dieses Buch war ich sehr neugierig. Ich schreibe selten was zu dem Cover, doch dieses in schwarzen Tönen, hat mich sehr angesprochen. Der Roman von Tomer Dotan-Dreyfus ist insgesamt gut gelungen. Man solle als Leser auf jeden Fall die Sprach der Erzählung loben, die ist lebendig und stellenweise poetisch. Doch die Geschichte lebt von den Charakteren, mit großer Liebe zu den Handlungspersonen zeichnet der Autor deren Leben auf. In dem Roman geht es um einen behaglichen, recht kleinen Ort, der im Laufe der Geschichte sich zu einem paradiesischen, beispielhaften entwickelt. Die kleine jüdische Gemeinde liegt im südlichen Teil im Osten von Russland an der Grenze mit China. Birobidschan wird von jüdischen Siedlern, die von Stalin dorthin geschickt worden sind, bewohnt. Er wollte eine jüdisch-sozialistische Autonomie mit diesem Ort schaffen, doch dieser Versuch ließ zum Wünschen übrig. Der Autor stellt jedoch Birobidschan als eine lebhafte, gut funktionierende Gemeinde da, in der es in erster Linie um ihre Bewohner geht. Der Roman ist sehr komplex und bietet mit den vielen Figuren, unterschiedlichen Berichtsebenen und zahlreichen Zeitsprüngen, eine Herausforderung für den Leser dar. Der Roman zeichnet sich auch durch den magischen Realismus aus, was mich persönlich eher weniger anspricht. Alles in allem eine gelungene Darstellung der jüdischen Gemeinde in Sowjetunion zu Stalins Zeit. Stellenweise jedoch etwas langatmig, dennoch empfehlenswert.