Buchmeinung zu Tracy Chevalier »Das Geheimnis der Glasmacherin«
»Das Geheimnis der Glasmacherin« ist ein Roman von Tracy Chevalier, der 2024 bei Atlantik in der Übersetzung von Claudia Feldmann erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Glassmaker« und ist 2024 erschienen.
Zum Autor:
Tracy Chevalier, geboren 1962, ist Autorin von elf Romanen. Ihr internationaler Bestseller Das Mädchen mit dem Perlenohrring wurde über fünf Millionen mal verkauft, in fünfundvierzig Sprachen übersetzt und als Film, Theaterstück und Oper adaptiert. Aufgewachsen in Washington DC, zog sie 1986 ins Vereinigte Königreich und lebt dort heute mit ihrem Ehemann in London.
Zum Inhalt:
Auf der Insel Murano vor den Kanälen Venedigs liegt die Wiege der Glaskunst. Wir begleiten Orsola Rosso und ihre Familie durch die Zeit und erfahren, wie es ihr, ihrer Familie, Murano und Venedig durch die Jahrhunderte von 1468 bis heute ergangen ist. Während in der umgebenden Welt Jahrhunderte vergehen, sind es für Orsola und die sie begleitenden Figuren nur Jahrzehnte.
Meine Meinung:
Die Hauptfigur Orsola Rosso ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, aber sie ist auch eine Kämpfernatur und wirkt sympathisch. Sie geniest keine gute Schulbildung, lernt aber die Herstellung von Glasperlen. Diese Fähigkeit wird von den Glaskünstlern als geringwertig eingestuft, aber Orsola sichert in schwierigen Zeiten damit das Überleben der Familie.
Während des Romans erfahren wir viel über die Glaskunst und die Glasperlenherstellung und über das Leben in einer kleinen abgeschotteten Gemeinschaft. Der Leser erlebt den langsamen Wandel der Frauenrolle und die gravierenden Änderungen der Umwelt und der politischen Verhältnisse. Katastrophen wie Pest, Überschwemmungen, Corona und feindliche Herrscher in Venedig beeinflussen das Leben der Glasmacher massiv. Auch Orsolas Beziehungen sind von Komplikationen geprägt, aber sie geht ihren Weg, wenn auch nicht immer mit Freuden. Der Niedergang der Wirtschaftsmacht Venedig macht es auch für die Glasmacher schwieriger. All dies und noch einiges mehr zeigt die Autorin am Beispiel der Rossos. Man spürt die Liebe der Autorin zur Stadt und zur Glasmacherei. Einfühlsam und atmosphärisch sind die Beschreibungen der Stadt und ihrer Bewohner. Oft habe ich die Schönheit des alten Venedigs gesehen und mit Orsola gelitten, wenn sie wieder eine Krise meistern musste.
Fazit:
Der Zeitreiseroman über Murano, Venedig und die Glasmacherkunst hat mich sehr gut unterhalten. Die Hauptfigur Orsola Rosso ist ein Meisterstück und ein Symbol für die wachsende Rolle von Frauen in der Gesellschaft. Den Titel bewerte ich mit mit knappen fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und gebe eine Leseempfehlung.