Spannender Krimi um einen ungelösten Mordfall und ein dubioses Manuskript eines verstorbenen Autors, angesiedelt im lockdownleeren Edinburgh
"Die Gabe der Lüge" war mein erster Krimi mit Karen Pirie, allerdings schon Val McDermids siebter Fall um die Ermittlerin für ungelöste Fälle. Trotzdem konnte ich der Handlung gut folgen und bin gut in die Geschichte hineingekommen, nicht zuletzt, weil sie in der Coronazeit spielt und ich mich sehr gut in die beschriebene Lockdownsituation hineinversetzen konnte.Durch ein Manuskript, das im Nachlass eines verstorbenen Schriftstellers entdeckt wird, kommt Bewegung in einen Vermisstenfall um eine junge Frau, die ein Jahr zuvor spurlos verschwunden war. Karen Pirie und ihr Team nehmen die Ermittlungen wieder auf, wobei sie sich zunächst erstmal lesend ihrem Thema nähern. So enthält der 480 Seiten starke Krimi ein (unvollständiges) Manuskript einer der Romanfiguren, was ihn teilweise zu einer Art Meta-Lektüre macht. Aufgrund der deutlichen Ähnlichkeit mehrerer darin vorkommender Figuren mit "realen" Personen der schottischen Krimiszene ergeben sich neue Verdachtsmomente.Diese Verflechtung von McDermids Krimihandlung mit einem weiteren fiktivem Plot hat mir an dem Buch besonders gut gefallen. Anfangs war es etwas kompliziert, die Namen der parallelen Charaktere nicht durcheinanderzubringen, aber das hat sich bald gegeben. Zudem wird man durch das Ermittlungsteam gut geerdet und bekommt bei Karen Piries regelmäßigen Spaziergängen durch Edinburgh auch einiges an Lokalkolorit mit. Val McDermids Schreibstil und Spannungsaufbau haben mir sehr gut gefallen und auch die deutsche Übersetzung von Karin Diemerling liest sich flüssig. Das Buch ist nichts für schwache Nerven, aber für Fans von raffinierten Krimis mit einem Faible für Schottland sehr zu empfehlen!