Honey Fasinga, eigentlich Ilaria Fazzinga, kehrt nach jahrzehntelanger Abwesenheit im Alter von 82 in ihre Heimatstadt Ferryfield zurück. Ihr Vater, der Große Pietro, beherrschte als Oberhaupt des Fazzinga Clans die Stadt, die Gegend, und auch die Familie. Nach traumatischen Kindheits- und Jugenderfahrungen schafft Honey den Absprung und beginnt eine Karriere als Kunstexpertin in den besten Auktionshäusern, tausende Meilen entfernt. Nun ist sie zurückgekehrt in der Stadt ihrer Kindheit und muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Doch wie sie es auch dreht, sie ist eine Fazzinga.Meine persönlichen Leseeindrücke"Honey" ist in vielerlei Hinsicht ein ausgewöhnlicher Roman. Das fängt damit an, dass die Romanhauptfigur "Honey" eine extravagante und attraktive Frau im schönen Alter von 82 Jahren ist. Dazu kommt, dass sie aus einem italo-amerikanischen (Mafia)Milieu stammt und getreu dem Prinzip einer unbändigen Freiheitsliebe ihr ganz eigenes Leben gelebt hat. Diese schillernde Romanfigur bildet den Mittelpunkt der Haupthandlung, und um sie kreien alle anderen Figuren und Ereignisse, zeitlich und örtlich versetzt. Aber war sie nicht immer so gewesen - kapriziös, überspannt , eitel bis in Mark.Was ich anfänglich fast schon wie eine Krimikomödie empfinde, entpuppt sich nach gut einem Drittel zu einer knallharten Abrechnung Honeys mit ihrem Leben, ihrer Familie und dem Alter. Erzählt wird ihr letzter Lebensabschnitt, der alles andere als langweilig daherkommt, sondern mit Wortwitz & Ironie unerwarteten Begegnungen und Wendungen aufwartet. Das alles präsentiert Victor Lodato süffisant böse nach amerikanischer Manier, inklusive italienischem Mafiaklischee und mit einer außergewöhnlichen Honey, die mit ihren saloppen und spontanen Aussagen für manch Schmunzeln während des Lesens sorgt.Vielleicht lese ich den Roman ein wenig zu luftig, der Erzählstil lädt mich geradezu ein. Es ist schon richtig, dass man das Gelesene mal kurz sacken lassen sollte, denn erst wenn man über den einen oder andern typischen Honey-Satz nachdenkt, merkt man, welche Tragödie sich dahinter verbirgt. Ja, wenn man richtig darüber nachdenkt, ist das harter Tobak, den Honey zu verarbeiten hat. Denn was war sie anderes als eine Frau, die immer schauspielerte, sich jeder Handbewegung mehr als bewusst war und die immer genau wusste, wie ihre eigene Stimme klang?Aber Lodato packt ihre Geschichte in keine tonnenschwere Sprache, sondern lässt viel durch großartige Dialoge sagen, die sehr dynamisch wirken. Trotz der Thematik geht von dem Roman ein enormer Reiz aus, denn ich höre Honey gerne zu!FazitLovato verpackt eine todernste Geschichte in einen nicht alltäglichen Erzählton und präsentiert mit Honey einen Roman über eine extravagante, Frau, die nach jahrzehnter langer Abwesenheit und einem erfolgreichen Leben in ihre Heimatstadt zurückkehrt. Es ist eine knallharte Abrechnung mit ihrem Leben, ihrer Familie und dem Älterwerden, nach amerikanischer Manier, inklusive italo-amerikanischem Mafiaklischee.Genetik war ein wahres Gruselkabinett: Die Geister warteten im Blut und schlugen dann zu.