Ein Reservat der First Nation in Kanada. Was bleibt von den alten Bräuchen und vom alten Wissen, wenn es darauf ankommt ...
Stromausfall, kein Telefon, keine Satellitenverbindung und der Winter steht vor der Tür. In einem kleinen First Nation Reservat im Norden Kanadas wird aus Verärgerung langsam kalte Angst ums Überleben. Werden die Bewohner*innen mit den veränderten Bedingungen zurecht kommen oder sind sie ebenso von den Errungenschaften der Zivilisation abhängig wie die Menschen, die sie einst in die Reservate drängten ...Apokalyptische Romane, die mit einem Blackout (kompletter Systemausfall) beginnen, gibt es schon einige, dieser ist jedoch besonders. Zunächst wird die Geschichte aus der Sicht eines Mitgliedes der First Nation geschildert, die sich der Natur noch stark verbunden fühlen, jagen und Fallen stellen können und daher besser auf ein solches Szenario vorbereitet sein sollten. Evan, der Protagonist, ist dieser Techniken noch mächtig, beherrscht aber z.B. die Sprache nicht mehr richtig - eine Folge der durch die Regierung erzwungenen Verdrängung der Kultur. Evan beobachtet mit Sorge, wie sich viele (vor allem jüngere) Mitglieder der Gemeinde treiben lassen und von der Wohlfahrt leben. Nicht alle sind daran interessiert, die alten Werte und Traditionen aufrecht zu erhalten. Des Weiteren ist der Blackout Ausgangspunkt für sowohl die aufkommende Spannung innerhalb der Gemeinde, als auch, durch das Eindringen von Fremden, für einen zusätzlichen Konflikt mit der Welt außerhalb des Reservats. Auf den 216 Seiten erfahren die Leser viel über das Leben in der Gemeinschaft, vom großen Zusammenhalt und der gegenseitigen Verantwortung, aber auch von der heutigen Ausgrenzung der Frist Nation in Kanada, den Folgen der erzwungenen Umsiedlung und den herrschenden Übeln, z.B. Alkoholmissbrauch und Suizid. Alles verpackt in eine dicke Schicht verharschten Schnees, der sich letztlich nicht mehr räumen läßt, da auch die Dieselvorräte endlich sind ...Den Schreibstil empfand ich als etwas spröde und die Dialoge teilweise als hölzern. Die ausführlich im Rückblick geschilderten Erlebnisse von zwei Jugendlichen fallen für mich vom Stil her eher in die Rubrik Schüleraufsatz: Was ich in den Winterferien erlebt habe. Die ruhig erzählte Geschichte hat mich dennoch gepackt. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und kann es allen empfehlen, die sich für das Thema First Nation interessieren und die eine spannende Geschichte über eine extreme Situation lesen möchten. Eine literarische Perle sollte man nicht erwarten.