Ein untypischer Hohlbein
Wolfgang Hohlbein ist so ein Autor, um den ich eigentlich einen großen Bogen mache. Nicht, weil mich das Genre, in welchem er normalerweise schreibt, nicht interessieren würde. Ganz im Gegenteil. Jedoch komme ich mit seinem Schreibstil überhaupt nicht zurecht. Und ich habe seinen Büchern viele Chancen gegeben im Laufe der Jahrzehnte. Aber so ist es eben manchmal, nicht jeder Leser kommt mit jedem Autor zurecht, egal, wie populär derjenige sein mag oder nicht.Dieses Buch lief mir aber in den vergangenen Jahren immer mal wieder über den Weg und da mich sowohl der wahre Fall um Herman Webster Mudgett aka H. H. Holmes schon lange faszinierte und Thriller ja sowieso zu einem meiner liebsten Genre gehören, landete das Buch dann schlussendlich doch irgendwann bei mir.Zuerst war ich ein wenig erschrocken. Ich mag ja dicke Wälzer. Aber knapp 850 Seiten Hohlbein? Uff...Ich wurde aber ziemlich positiv überrascht. In diesem Buch spürt man nichts vom bekannten Hohlbein'schen Schreibstil, wenngleich er auch hier an einigen Stellen zu sehr langatmigen und zuweilen auch langweiligen Ausführungen neigt. Vieles wiederholt sich ein ums andere Mal und die Darstellung einzelner Protagonisten kam mir manchmal etwas unwirklich vor, das Verhalten passt meiner Meinung nach weder in die damalige noch in die heutige Zeit. Das Verhalten von z. B. Arlis Christen mutet manchmal absolut naiv und desinteressiert, dann wieder aufs Höchste skeptisch, klug und umsichtig an - wie zwei unterschiedliche Personen. Dabei ist sie es ja nicht, wo man mit dieser Art konfrontiert wird.Trotz dieser Mängel hat mich das Buch wirklich gut unterhalten und obwohl es im Vergleich zum zugrunde liegenden Fall viel Fiktion und wenig Wahres enthält, finde ich, dass man es unabhängig dessen, ob man den wahren Fall kennt oder nicht, gut lesen kann. Für sehr Zartbesaitete mag es allerdings nicht unbedingt geeignet sein.Fazit: Anders als ein typischer Hohlbein!