So wie Yael Inokai erzählt [ ], entsteht der ambivalente Eindruck einer futuristischen Vergangenheit. Da ist ein Zug von `Handmaid s Tale', der im Unklaren lässt, ob hier von einer historischen oder dystopischen Zeit die Rede ist. Das ist die subtile Kunst der Abstraktion, Zeit und Raum so aus der Erzählung zu filtern, dass der Roman selbst nachahmt, wovon er handelt [ ] Die Liebesgeschichte ist reines Gefühl, vibrierende Wahrnehmung der Körper und nach einer sterbensschönen Sexszene ein Moment der Scham, Fremdheit und Erkenntnis. Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung, 15.03.22
Inokais Roman ist durch und durch ein Prosakunstwerk ... Kleine Geste um kleine Geste verfolgt sie, wie Meret ihre verborgenen Bedürfnisse anerkennt. Dieser stille, in ganz gewöhnlichen Wörtern festgehaltene Akt der Selbstbefreiung zwischen Verwunderung und Selbstverständlichkeit macht die mitreißend sanfte Radikalität dieses Kammerspiels aus. Gregor Dotzauer, Laudatio zum Anna Seghers-Preis, 11.06.22
Dies ist ein eindringliches, sinnliches Buch, elegant, schnörkellos und klug. Yael Inokai schreibt mit einer beneidenswerten Sicherheit, die Sätze sind schnurgerade, da sitzt jedes Wort. Absolute Empfehlung! Mareike Fallwickl, bücherwurmloch.at, 28.03.22
`Ein simpler Eingriff' ist ein Roman, in dem das Wort Empathie seine ursprüngliche Zartheit bewahrt hat. ... Das Repertoire der Zuneigung schliesst im Roman die große Liebe nicht aus. Ganz im Gegenteil. Unter ihren Auspizien ist dieses Buch geschrieben, das in stiller Dramatik von großen Dramen erzählt. Von der Sehnsucht, dass etwas wieder ganz wird. Paul Jandl, NZZ, 20.04.22
`Ein simpler Eingriff` gewinnt seine Kraft aus dem Unausgesprochenen, dem Indirekten. Schon im medizinhistorischen Strang ihres Romans erzählt Inokai mit grosser psychologischer Klugheit und in poetisch verdichteten Bildern von den tiefen Ambivalenzen der Empathie, von der Überwindung sozialer Herkunftsgrenzen, von einem patriarchalen System und Gewalt, verkörpert durch Ärzte- und Väterfiguren. Zugleich ist Ein simpler Eingriff` ein Text, der die Belastungen und Härten der Care-Arbeit ebenso in sprechende Szenen fasst wie die Frage, was es heissen kann, Patientin zu sein. Dennoch liegt der Kern des Romans ganz woanders: in der Liebesgeschichte. Leise, formbewusst und grandios. Daniel Graf, Republik, 15.02.22
Der Roman um Krankenschwester Meret macht viele Türen auf. Sie führen in eine Welt, in der Frauen stören, in der Männer bestimmen, und in der Gefühle instrumentalisiert werden. Lydia Herms, Deutschlandfunk Nova, 02.10.22
So konkret Yael Inokai in ihrer feinen, pointierten Sprache die Kämpfe und die Nähe ihrer Figuren schildert, so unkonkret bleibt sie, was das Drumherum betrifft die kleine Stadt ist namenlos, in welchem Jahr genau die Geschichte spielt, bleibt ebenso unklar. Diese Mischung macht den literarischen Reiz mit aus, verdichtet das Kammerspielartige, das das Krankenhaus als abgeschlossener Kosmos mit eigenen Regeln bereits in sich trägt. ... Fern oder befremdlich wirkt ihre Welt nicht, sie findet sich in hochaktuellen Debatten um Machtstrukturen, Emanzipation und Aufbegehren gegen gesellschaftliche Konventionen wieder. Lara Sielmann, Deutschlandfunk Kultur, 21.02.22
`Ein simpler Eingriff` schenkt uns etwas, das wir vermisst, haben, ohne es zu wissen, und von dem wir uns erstaunt fragen, warum es das nicht schon vorher gegeben hat: die Pflegerin als literarische Figur. ... dieses Buch ist auch eine Liebesgeschichte. Inokai erzählt zart und genau vom Magnetfeld der Anziehung, von unerwarteter Nähe und einer manchmal schmerzhaften Zuneigung zweier Menschen. Martina Läubli, NZZ am Sonntag, 27.02.22
200 Seiten flirrende Anspannung! Aber wie die Tonalität des Titels `Ein simpler Eingriff` schon andeutet: Es ist kein Thriller. Sondern hier beherrscht eine Autorin die bewundernswerte Kunst, ein zeitgenössisches, hoch emotionales Skandalthema literarisch dezent und mit ambivalenten Figuren zu entwickeln. Das Düstere wird hier gespenstisch zart serviert. ... eine beklemmende Mentalitätsstudie einer autoritären Gesellschaft. Hansruedi Kugler, Aargauer Zeitung, 19.02.22
Eine Einfachheit liegt über diesem Buch, das sich um keineswegs simple Dinge dreht, eine Direktheit und Konzentration der spannenden Handlung ... Inokai stellt einen Freiheitsdrang gegen eine von anderen definierte Funktionstüchtigkeit. Das ist klassisch und anregend erzählt. ... Ein zugleich großes und bescheidenes Ansinnen. Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 07.09.22
`Ein simpler Eingriff` ist ein starker, entlarvender Roman. Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 09.04.22
Yael Inokai skizziert eine dystopische Gesellschaft, deren Vorstellungen davon, wie eine Frau zu sein hat, beunruhigend vertraut sind. Johanna Grillmayer, orf.at, 17.06.22
Yael lnokais Sprache ist so schnörkellos wie die Schwesterntracht, die Meret trägt, wenn sie bei dem Eingriff assistiert, der Frauen ein normales Leben erlaubt. Bis sie sich fragt: Was ist normal? Dystopie mit stiller Wucht! Silvia Feist, Emotion, 02.11.22
Ihr neuer Roman setzt noch einen drauf und geht tief unter die Haut! [ ] `Ein simpler Eingriff` ist die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau in den Machtstrukturen der Gesellschaft, der Tradition, der Geschichte. Der jungen Autorin ist ein ausserordentlicher Roman gelungen, etwas ganz Eigenes. Nicht zuletzt in einer Sprache, die wie die seltsame Geschichte aus seltsam unaufgeregte Weise von den grossen Regungen des Lebens erzählt. Gallus Frei-Tomic, literaturblatt.ch, 10.03.22
Mitfühlend und gleichzeitig überlegt und klar wird aus der Perspektive der Krankenschwester Meret berichtet. Mit geschickt eingebauten Vor- und Rückblenden greift die Ich-Erzählerin in ihre eigene Geschichte ein, erklärt ihre früheren Überzeugungen und bricht sie auf. Wie schmerzhaft und gleichzeitig befreiend diese Entwicklung des Ichs ist, fühlt man lesend mit. Rahel Staubli, Schweizer Buchjahr, 09.05.22
Inokai entwirft ein dystopisches Szenario, das an ein düsteres Kapitel der Psychiatrie erinnert. Zugleich schildert sie eine zarte Liebesgeschichte, die sich zwischen Meret und ihrer Zimmernachbarin Sarah im tristen Schwesternwohnheim anbahnt. In wenigen Sätzen baut die Literatin Spannung auf. Melissa Müller, St. Galler Tagblatt, 26.03.2022
Ein fulminanter Roman über die gesellschaftliche Angst vor der weiblichen Unabhängigkeit und das Ethikverständnis der Medizin. Yael Inokai nimmt die Lesenden mit in verschlossene Räume und schafft eine Erzählung, die in ihrer Zartheit beinahe unbegreiflich scheint. Eine Liebeserklärung an das wütende und andere und unangepasste Sein, erzählt mit unerwarteter Wärme. Emily Grunert, Lesart 3/2022