Florian Salzberger unternimmt mit vorliegender Arbeit den Versuch, 'schwere geistige Behinderung' vom Begriff 'Geist' her zu denken. 'Geist' meint in diesem Kontext die 'geistige Sphäre' bzw. das 'Zwischen' einer Begegnung, deren Entstehung und Wahrung durch schwere Behinderungszustände beeinträchtigt werden können. Durch diesen Ansatz wird es möglich, das Phänomen 'schwere geistige Behinderung' nicht mehr, gleichsam resultatshaft einem Individuum als 'dessen' Eigenschaft zuzuschreiben und es damit zu einer Derivation einer letztlich subjektiven Norm zu degradieren, sondern das Phänomen kann so in seiner Genese aus einer Begegnungskonstellation (etwa 'zwischen' Kind und Erzieher oder 'zwischen' Individuum und Gesellschaft) thematisiert werden. Anhand der Erfahrungsschichten eines Fremderfahrungsgeschehens entwickelt der Autor das Modell eines 'gelingenden' Begegnungsgeschehens, das von einer melancholischen Befindlichkeit grundiert ist, und eine Figur darstellt, die immer wieder auch in ihre verobjektivierenden Verfallsformen kippen kann. Mit Hilfe der Übertragung dieses Modells auf die Erziehungswirklichkeit sollen mögliche Behinderungszustände, in die das Fremderfahrungsgeschehen verfallen kann, aufgezeigt werden. Spezifische Forderungen, die das Modell des 'ununterbrochenen Dialogs' als gelingende geistige Sphäre tragen, sollen dazu dienen, pädagogische Vorkehrungen und Möglichkeiten zu erarbeiten, um Behinderungszustände abzubauen oder von vornherein zu umgehen, und so eine Erziehungswirklichkeit zu gestalten, die Begegnung und 'Welterfahrung' mit und an der Welt des jeweils anderen ermöglicht, aber die gleichzeitig die Unverfügbarkeit aller Beteiligten vor Vereinnahmungen bewahrt.