Während die Aristotelische Seelenlehre dem Christentum jahrhundertelang als Bollwerk gegen Materialismus und Zufallsdenken gegolten hatte, nennt man Aristoteles seit geraumer Zeit entweder einen "Materialisten" oder aber den "ersten Funktionalisten". Dieser Verlegenheit suchen andere zu entgehen, indem sie den Philosophen als "Dualisten" cartesischer Art interpretieren. Gegenüber solchen in zahllosen Spezialuntersuchungen vertretenen Forschungsthesen wagt das vorliegende Buch eine neue Gesamtdeutung der Aristotelischen Psychologie und zeigt, daß Aristoteles weder Materialist noch Funktionalist noch Dualist ist, sondern die Seele als schöpferische funktionale Form des Leibes versteht.
Inhaltsverzeichnis
1;Inhaltsverzeichnis;7 2;Vorbemerkung;9 3;Einleitung: Die Seele als zweckmäßig arbeitendes System - These und Aufbau der Untersuchung;11 4;I. Die Vermögen der Seele auf der Stufenleiter von Pflanze, Tier und Mensch;23 5;II. Das Herz als Ursprungsort aller psychisch bedingten Bewegungen;28 6;III. Die dreifache Kausalität der Seele als Wirk-, Form- und Zweckursache;37 7;IV. Die drei seelischen Systeme und ihre sukzessive Aktivierung in der Ontogenese;43 7.1;1. Die Vegetativpsyche als eine an Selbsterhaltung arbeitende Struktur;45 7.2;2. Die Sensitivpsyche als arbeitendes Funktionsgefüge von peripheren Sensorien und Zentralsensorium;50 7.2.1;a) Die Dreistufung von uninterpretierten, objektivierenden und identifizierenden Wahrnehmungsleistungen als Resultat einer fortgesetzten Aktivitäts- und Komplexitätssteigerung des Sinnessystems;54 7.2.2;b) Die Vorstellung (phantasia) als besonderer Operationsmodus des Sinnessystem, der fünf Stufen rein innerer Erscheinungen hervorbringt;67 7.3;3. Die Geistpsyche als punktzentriertes System, dessen Denkleistungen durch Arbeit an Vorstellungenerbracht werden;77 8;V. Die operative Allgegenwart der Seele in den Organen ihres Funktionskreises;107 9;VI. Wie angemessen und von welchem Typ ist die Definition der Seele als erste Entelechie eines natürlichen Körpers, der organisch ist, d.h. der Möglichkeit nach Leben hat?;111 9.1;1. Die Seele als unselbständiges Wesen (ousia);112 9.2;2. Der Zusammenhang der Begriffe dynamis, energeia und entelecheia bei der Erklärung von Realisierungen psychischen Systempotentials;114 9.3;3. Die Seele ist nicht selbst die erste Entelechie des Leibes ( d.h. seine Gesamtkapazität an Wirk- und Aushaltepotential), sondern dasjenige, was diese hervorbringt;126 9.4;4. Die erste und zweite Entelechie als Differenz zwischen ruhendem (aber jederzeit realisierbarem) und vollaktiviertem Systempotential der Seele;136 10;VII. Weshalb Aristoteles weder Dualist noch Materialist noch Funktionalist ist, sondern die schöpferi
sche Kraft der Form behauptet;142 11;VIII. Die Seele des Gottes, der Gestirne und des Weltganzen - Ausblick in die aristotelische Kosmotheologie;157 12;Siglenverzeichnis zitierter Aristoteles-Schriften;175 13;Literaturverzeichnis;177 14;Personenregister;189 15;Sachregister;193