Religionen haben ihre Ästhetik. Sie sprechen in Mythen und Bildern, sie binden ihre Anhänger durch die Anziehung ihrer Formen, Klänge und Rituale und nicht zuletzt durch die Poesie ihrer Texte. Für den Koran, das Gründungsdokument des Islams, gilt dies in besonderer Weise, ist doch das größte und für viele Theologen einzige Bestätigungswunder Mohammeds die sprachliche Schönheit und Vollkommenheit seiner Verkündigung. Die musikalische Rezitation des göttlichen Wortes ist für gläubige Muslime eine ästhetische Grunderfahrung und Ausgangspunkt faszinierender Gedankenreisen, die im Mittelpunkt dieses Buches stehen. Navid Kermanis bahnbrechende Studie wurde bei Erscheinen weithin als Meisterwerk gerühmt und hat seither sowohl der Koranwissenschaft als auch der Religionsästhetik wichtige Impulse gegeben. Längst ist sie zu einem auch international vielzitierten Klassiker der Kulturwissenschaft avanciert. Der Autor hat für das Buch den Ernst-Bloch-Förderpreis 2000 erhalten.