Der 1925 in Wien geborene Jandl studierte nach dem Krieg Germanistik und Anglistik, um anschließend als Lehrer an Wiener Gymnasien zu wirken. Der ersten Publikation eigener Gedichte "Andere Augen" (1956) folgte erst 1966 der überaus erfolgreiche Band "Laut und Luise", der den entscheidenden Durchbruch markierte. Seither sind zahlreiche weitere Gedichtbände erschienen, zuletzt die melancholischen "idyllen" (1989) und die im Wiener Dialekt geschriebenen (selbst)ironisch-bissigen "stanzen" (1992). Mit Friederike Mayröcker, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen, verband Jandl seit 1954 eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit. Ihr gemeinsames Hörspiel "Fünf Mann Menschen" (1968), das zum ersten Mal die Möglichkeiten konkreter Poesie für dieses Medium nutzte, wurde mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. Für Jandl, selbst ein meisterhafter Rezitator seiner eigenen Texte, war der Umgang mit dem Lautmaterial der Sprache wie mit der eigenen Stimme zentraler Bestandteil des kreativen, künstlerischen Prozesses. (Ein Kritiker brachte dies auf die griffige Formel: Gedicht = Jandl = Jandls Stimme.) Jandl trat immer wieder als Sprech-Sänger in Performances mit Jazz-Musikern auf oder trug seine "stanzen" wie ein Bänkelsänger zum Akkordeon vor. Jandls dichterisches Werk zeichnet sich - bei aller Entwicklung und Veränderung im Lauf von vier Jahrzehnten - vor allem durch eines aus: Seine Gedichte "reagieren auf die Brüchigkeit von Worten, Sätzen und Sinn, indem sie Schrift und Laut herausarbeiten zu Kompositionen voller Einsicht, Überraschung, ernstem Wortwitz und Trauer. . ."(Otto F. Walter). Jandl hat jedenfalls eingehalten, was er sich in einem Selbstporträt von 1966 zum Ziel gesetzt hatte: "was ich will sind gedichte die nicht kalt lassen." Ernst Jandl starb 2000.