Anja, Ende dreißig, Deutschlehrerin, wünscht sich ein Kind. Doch seit jenem Abend, an dem sie ihren Gatten Gernot beim Seitensprung auf dem heimischen Sofa erwischte und prompt eine Kanne heißen Tees über dem Paar ausgoss, lebt sie allein zur Miete beim Vater ihres Lieblingsschülers. Sie kämpft mit ihrer Sudoku-Sucht und ihrer mondänen Mutter, die sie so schnell wie möglich wieder an den Mann bringen will. Als Anja entdeckt, dass Gernot sie auch mit ihrer hübschen Kollegin Birgit betrogen hat und deren Mann auf die zweifelhafte Herkunft des gemeinsamen Sohnes hinweist, setzt sie eine verhängnisvolle Spirale in Gang. Vaterschaftstests werden angestellt, ein Baby taucht auf und Birgit verschwindet spurlos.
Krimis, deren Heldin fast unschuldig schuldig wird, in denen in jedem Unglück das Versprechen künftigen Glücks und in jedem Glück ein Stachel verborgen ist, sind typisch für Ingrid Noll, ebenso wie der lakonische Tonfall. Besonders spannend ist "Kuckuckskind" aber nicht. Der Plot ist vorhersehbar, und es macht keinen Spaß, der Heldin minutenlang bei der Auswahl von Kleidung oder Möbeln zuzuhören. Klug und treffend sind die trockenen Kommentare der Erzählerin. Franziska Pigullas dunkle, raue Stimme ist wie geschaffen für Anjas Sarkasmus. Durch ihre Lesung gewinnt der Text an Komik und Weisheit. (ed)
Wertung: 3
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