Ich denke der Name John Grisham ist so ziemlich jedem Leser ein Begriff. Ich selbst bin mit den Verfilmungen seiner Werke aufgewachsen und habe vielleicht dadurch mein Faible für die Geschichten rund um Recht und Ordnung entwickelt. Nun war es für mich an der Zeit auch endlich mal ein Buch Grishams zu lesen - und habe mich bewusst gegen Klassiker wie "Die Jury" oder "Der Klient" entschieden, um unvoreingenommen entscheiden zu können ob die literarische Chemie stimmt. Und nachdem ich "Bestechung" beendet habe kann ich freudig verkünden, dass sie stimmt, wenn auch mit kleinen Abstrichen. Ich habe hier einen Fall angehört, den es tatsächlich geben könnte: Durch einen unbekannten Whistleblower wird die junge Anwältin Lacy Stoltz auf das korrupte Verhalten einer angesehenen Richterin aufmerksam gemacht. Seit Jahren bereichert sich diese durch Bestechungsgelder und Amtsmissbrauch; doch scheint das nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Lacy und ihr Partner beginnen für die Rechtsaufsichtsbehörde in Florida zu ermitteln und merken erst viel zu spät, wie hoch die Gefahr ist. Dieser Fall wird viel blutiger, als sie es gewohnt sind... Damit ist zum Inhalt auch weitesgehend alles gesagt. Zumindest alles, was man vorab zu wissen braucht. Wer hier nun an einen Thriller denkt, der ist fehl am Platz! Als Leser hält man einen Justizroman in den Händen - und wer sich mit dem Rechtssystem auskennt, der weiss dass dieses auch knochentrocken sein kann. Auch der blutigste Fall wird stundenlang diskutiert und mit Akten wälzen bearbeitet. Dazu gehört Lacys Fall, der sich auf viel Ermittlungsarbeit zusammensetzt. Langweilig war es aber auch nicht! Ungeahnte Wendungen und Verluste gestalten alles etwas entsetzlicher. Ich mochte Grishams Art zu erzählen. Es fühlte sich an, als würde man sich mit einem Bekannten aus vergangenen Tagen an einen Tisch setzen und lauschen, was diesem auf der Arbeit passiert ist. Irgendwie vertraut, aber mit genug Distanz, dass man am Schluss keine Flasche Tequila geleert hat und sich verbunden in den Armen liegt. Eher geht man nach diesem Gespräch kopfschüttelnd nach Hause und denkt noch darüber nach, wie ungerecht die Welt und manche Menschen doch sind. Fazit: Für mich war es nicht mein letzter Ausflug in die Justizgeschichten Grishams. Wer Interesse und Freude an Filmen wie "Der Mandant" hat, der sollte auch hier einen Blick riskieren.