Mücke ist ein launiger Plauderer, dem mit Stefan Kaminsky ein passender Interpret zur Seite steht. Erstens hat Kaminsky den erforderlichen jugendlich-frechen Ton, zweitens kann er berlinern, drittens ist er ein erfolgreicher Hörbuchsprecher und Schauspieler, weit über Soko Leipzig hinaus. Er sorgt dafür, dass während der viereinhalb Stunden Spieldauer nie Langeweile aufkommt. Die vielen Grafiken der Buchausgabe, die voriges Jahr bei Jacoby & Stuart erschienen ist, entgehen den Hörenden zwar, dafür werden sie entschädigt durch O-Ton Ost nebst Musik und Geräuschen der Zeit. . . . So entsteht ein Panorama von der jungen Subkultur am Prenzlauer Berg der Achtzigerjahre, an die zu erinnern sich lohnt. Unter den vielen Erben von Ulrich Plenzdorfs Werther' Edgar Wibeau ist der Schöpfer dieses brüchigen Paradieses doch eine ganz eigene Stimme. (Alexander Košenina, für die FAZ am 19. Juni 2023)
Die Welt dieses Icherzählers ist eine sehr fragile. Ausbrechen, Protest, jugendlicher Leichtsinn sind nur in einem gewissen Rahmen möglich, den Autor Matthias Mücke so schildert, wie er ihn selbst erlebt hat: als gegeben, aber nicht als selbstverständlich . . . Matthias Mücke erzählt das einfühlsam und ohne zu werten. Fernweh im Paradies ist durch das Sounddesign und die Musik von Mark Badur eine inszenierte Lesung . . . Vor allem die Musik ist hier wichtig: von experimentellen Celloklängen über Punk bis zu melancholischer Klaviermusik ist alles dabei. Sprecher Stefan Kaminsky verkörpert den Text mit großer Spielfreude . . . gleichzeitig erinnert er genau an das Lebensgefühl eines Siebzehnjährigen, der auf der Suche ist, nach dem richtigen Platz in seiner Welt. (Leonie Berger, für den SWR2 am 9. Juni 2023)