Willkommen in Rodderbach - Frühlingsmorgen von Petra Schier ist der Auftakt zu einer neuen Liebesroman-Reihe voller Romantik und idyllischem Lokalkolorit.
Klappentext:
Die junge Schriftstellerin Larissa Weiß hat sich in dem zauberhaften Eifelstädtchen Rodderbach eingemietet. Schreiben will sie hier und für ihren neuen Roman recherchieren. Auch sucht sie nach einer hässlichen Trennung Frieden für ihr verletztes Herz. Zwischen Gassen mit Kopfsteinpflaster, Bauernhöfen und einem uralten Kloster scheint sie endlich die ersehnte Ruhe zu finden. Doch die Mahlers, die sie freundlich aufnehmen, haben nicht nur hübsche Ferienwohnungen mit Familienanschluss zu bieten, sondern auch einen hochattraktiven Sohn. Mehr und mehr fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Dabei hatte sie sich geschworen, sich niemals wieder auf eine Beziehung mit einem Mann einzulassen, der so ganz anders ist als sie. Schon bald muss sie sich die Frage stellen, was sie wirklich will und ob sie den Mut aufbringen kann, noch einmal ganz neu anzufangen.
Schon das Cover vermittelt ein heimeliges, harmonisches Flair. Das Buch erschien 2023 im Weltbild-Verlag. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, locker, sehr dialogreich und wunderbar detailliert und bildhaft, was beschauliche Beschreibungen insbesondere der Eifel-Landschaft und des kleinstädtischen Umfelds anbelangt. Rodderbach selbst ist zwar ein fiktiver Ort, aber man bekommt generell richtig Lust in die Eifel zu fahren, Natur und Waldesruhe auf sich einwirken zu lassen. Das Lokalkolorit wird auch sehr gut durch den in dosierter Form eingestreuten Dialekt unterstrichen. Des Weiteren werden auch die landwirtschaftlichen Berufe und deren Bedeutung und Vielseitigkeit thematisiert.
Wie bei ersten Bänden neuer Reihen oft der Fall, kommt die Handlung erst langsam Schwung, wird man doch zunächst einmal mit dem Umfeld und vor allem mit den diversen Figuren bekannt gemacht, den übrigens sehr zahlreichen Akteuren. Anfangs hätte ich schon des Öfteren gerne ein Personenverzeichnis zum Nachschlagen gehabt. Erst im Laufe der Zeit überblickte ich die weitläufige Verwandtschaft sowie die übrigen wesentlichen Bewohner von Rodderbach. Die meisten der Nebenfiguren werden wohl in den kommenden Bänden in den Mittelpunkt rücken.
Nicht nur Larissa, die Hauptperson dieses Romans, fühlt sich willkommen in Rodderbach, sondern ich wurde ebenso von Beginn an von dieser herzlichen Atmosphäre erfasst, genoss dieses familiäre Wohlfühlklima. In Zeiten wie diesen, wo es in den Medien scheinbar nur Hiobsbotschaften zu geben scheint, wo nachbarliche Streitigkeiten, Mobbing und Attacken aller Art an der Tagesordnung sind, da flieht man gerne wenigstens für einige Lesestunden in eine heile Welt, in ein Märchen für Erwachsene, voller Liebe, Respekt und Harmonie, ein Märchen nicht nur ohne böse Hexen, hinterlistige Gnome oder gefräßige Wölfe, sondern eben ohne Missgunst, Eifersucht, Machtgier.
In Rodderbach begegnet man (fast) nur sympathischen Menschen, freundlich, fröhlich, zuvorkommend, fleißig, verantwortungsbewusst und verlässlich. Es ist eine idealisierte Gemeinschaft, es schwingen keine negativen Gefühle mit. Natürlich, sie leben in einer Kleinstadt, wo Klatsch und Tratsch ein Lebenselixier darstellen, aber der Tenor ist stets positiv, humorvoll, nie bösartig. Auch die Nebenpersonen verfügen über markante Wesenszüge oder äußerliche Merkmale, sodass man sie sich recht gut vorstellen kann und sie lebendig wirken.
Im Fokus stehen natürlich Larissa und Holger. Traumfrau trifft auf Traummann. Vor allem Larissa ist sehr intensiv charakterisiert, in ihrem geschwächten Selbstwertgefühl, ihrer Unsicherheit, geprägt durch ihre vorherige gescheiterte Beziehung, aber auch wie sie sich letztlich entwickelt. Man lernt auch ihre andere Seite kennen, die Seite der akkurat recherchierenden und auch erfolgreichen Autorin. In diesem Zusammenhang erfährt man sehr viel über die aufwendige und arbeitsintensive Tätigkeit des Bücherschreibens, das nicht nur aus Recherche und Schreiben besteht; auch über Vorurteile, mit denen AutorInnen immer wieder konfrontiert sind.
Es ist ein Liebesroman mit wunderschönen, romantischen Liebes- und auch Sexszenen, soft, trotzdem anregend, Leidenschaft vermittelnd. Die Autorin schafft diesen schmalen Grat der feinen Erotik hervorragend.
Was mich amüsierte war, dass, da ich schon einige Liebesromane von Petra Schier gelesen habe, ich den entzückenden, das Liebespaar verbindenden Hund vermisste.
So sehr ich diese allumfassende Harmonie genossen habe, so fehlte mir dennoch ein wenig Würze. Ein massiverer Stolperstein, der die Beziehung in Gefahr gebracht hätte. Larissas Selbstzweifel und Hedwigs Versuch, Holger anderweitig zu verkuppeln, waren mir etwas zu wenig unruhestiftend. Man will ja, dass es ein Happy-End gibt, aber davor sollte es mal ordentlich kriseln.
Das Buch ist eine entspannende Wohlfühllektüre, die für wenige Stunden aus der realen in eine heile sorgenfreie Welt entführt. Ich habe diese Wellness für die Seele genossen und freue mich schon auf weitere partnerschaftliche Entwicklungen in Rodderbach. Ich empfehle das Buch gerne jedem, der Romantisches liebt.