Kopfkino hatte ich ab dem ersten Satz. Was nicht nur an dem sehr lebendigen und anschaulichen Schreibstil, der gefüllt ist mit besonders tollen Vergleichen, liegt, sondern auch am Hörbuchsprecher. Auch wenn ich viel lieber lese als höre und nur ab und zu mal zu einem Hörbuch greife, hätte mir dieses Buch selbst gelesen wohl nicht so gut gefallen wie vorgelesen von Devid Striesow. Er nutzt verschiedene Stimmen für die Figuren, wodurch ich sie nicht nur problemlos auseinander halten konnte, sondern das Gefühl hatte, die entsprechende Person stünde wahrhaftig neben mir und spräche mit mir. Mit seiner guten Betonung und seiner Stimme verleiht er der Geschichte und den Figuren Leben und schafft ein hervorragendes Hörvergnügen.
Mit Humor und vielen Situationen, in denen ich unwillkürlich Schmunzeln musste, erzählt Uta Seeburg die Geschichte vom Preußen Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der aufgrund seiner Arbeit bei der Bayerischen Polizei gestrandet ist. Hier soll er mit modernen Methoden ermitteln und den Kollegen die Kriminalistik, die Spurensicherung am Tatort, näherbringen. Leider hat die Ermittlungsarbeit in der Mitte des Buches einige Längen, in denen es kaum voran geht. Hier habe ich mit doppelter Geschwindigkeit gehört, obwohl ich sonst das gemächlichere Tempo zum Eintauchen in die Geschichte bevorzugt habe. Auch finde es schade, dass die Richtung, aus der der Mörder kommt, schon sehr früh feststeht.
Ein toller Pluspunkt sind die Auszüge aus dem Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte, Gendarmen von Hans Gross. Er hat das Buch 1893 geschrieben und gilt deshalb als Begründer der Kriminalistik. Die Einbettung von wahren Geschehnissen und Persönlichkeiten, die tatsächlich gelebt haben, finde ich in historischen Romanen immer sehr spannend und ist der Autorin hier hervorragend gelungen.
Fazit:
Ein historischer Krimi mit gemütlichem Tempo mit Augenmerk auf die damalige Zeit und die Anfänge der Kriminalistik. Lebendig gelesen war das Hörbuch trotz ein paar Längen ein purer Hörgenuss für mich. Den nächsten Band möchte ich auch auf jeden Fall lesen oder hören.