Rita fürchtet sich vor Hunden. Ela fürchtet ihre Alpträume. Marisa fürchtet alles Mögliche, aber am meisten ein Leben ohne Liebe. Und Tom hat Angst, erneut am Pranger zu landen. Vier Menschen, die nicht ganz ins Räderwerk passen, getrieben von Sehnsucht, ertasten sich ihren Weg bis sie die Bugwelle skrupelloser Akteure erfasst.
In Anne Goldmanns neuem Thriller ist die Kälte der Welt zu spüren, doch ihre Figuren glühen vor Leben.
Vorbemerkung der Herausgeberin
Eine Krise, hatte Ela irgendwo gelesen, wirkt wie eine Lupe. Sie zeigt dir alles mit übergroßer Deutlichkeit. Das Gute wie das Schlechte.
Unter der Lupe sind hier vier Menschen, die auf unterschiedliche Art in Krisen geraten, beruflich, rechtlich, wirtschaftlich, sozial. Und mit ihrem Ringen im Alltag vergrößert die Lupe das Leben am Rand und inmitten der Großstadt Wien mit ihren Rhythmen und Gesichtern, ihren Institutionen und Traditionen, ihrem scheinbar anonymen Druck.
Anne Goldmann seziert ihre Romanfiguren mit unglaublicher Empathie, legt bloß, was sie aus dem Tritt bringt und wovor sie Panik haben. Sie zeigt Narben, die das Leben in Selbst- und Weltwahrnehmung hinterlassen hat. Diese literarische Autopsie ist liebevoll, ohne Blut und Skalpell, völlig frei von Voyeurismus. Sie fällt kein Urteil über die strampelnden, sich im Hamsterrad der modernen Gesellschaft abrackernden Figuren. Figuren, die mir unter die Haut gehen, weil sie so echt sind, brüchig, unzulänglich, vertraut, lebendig, und so intim. Sodass ich mitfiebere, wenn sie sich verstricken, an ihre Grenzen geraten, in die Enge getrieben von einer feindlichen oder auch nur unachtsamen Umgebung.
Anne Goldmanns spezielle Kunst: Die Spannung entsteht nie aus der Frage, wer etwas getan hat, sondern aus der Ungewissheit, was als Nächstes folgt und ob die jeweilige Erzählfigur es schafft, da durchzukommen. Im Wechselspiel des Erzählten zeigt sich nicht Gut oder Böse, sondern die widersprüchliche, akute Wirklichkeit subjektiv, mehrdeutig und hochgradig spannend. Das ist für mich Thriller. Else Laudan