Ein Kirschgarten, in dem Erinnerungen an eine Kindheit hängen, ein Symbol für das alte, verlorene Russland. Doch die Zeit der Axt ist angebrochen.
Tschechows letztes Stück "Der Kirschgarten" ist in diesem Hörspiel ganz und gar durch Rudolf Noelte geprägt. Der Regisseur führte hier nicht nur Regie, er hat auch die Hörspielbearbeitung vorgenommen und schließlich als Erzähler eine prominente Sprecherrolle gehabt. Neben Rudolf Noelte glänzen in diesem BR-Hörspiel aus dem Jahre 1970 Marianne Hoppe, Cordula Trantow, Ernst Jacobi und Günter Mack.
Im Zentrum des Geschehens steht der Tag, an dem der Kirschgarten versteigert werden soll. Wie ein Damoklesschwert hängen die Frist bis dahin und die Schulden über den Figuren. Immerhin hängt ihr weiteres Leben vom Kirschgarten und dem Gut ab. Die Gutsbesitzerin ist erst vor kurzem aus Paris zurückgekehrt. Sie hat ihren Sohn verloren, ihr Geliebter in Paris hat sie ausgenommen, und mit ihrem Bruder hat sie alles Geld verprasst. Ihre Tochter, genauso wie ihre Pflegetochter und die Erzieherin, sind alle vom Gut abhängig.
Für die Dame des Hauses ist der Kirschgarten Symbol für eine unschuldige, reine Jugend. Er ist der Inbegriff des Paradieses und des Glaubens daran, dass alles gut wird. Doch sie lebt in einer wirklichkeitsfremden Welt, schwelgt in Kindheitserinnerungen und gibt Feste; für die Rettung des Gartens und des Guts tut sie nichts. Für Lopachin, den neureichen Kaufmann ist der Garten ein reines Spekulationsobjekt. Am Ende wird er ihn ersteigern, die Bäume fällen und Ferienparzellen errichten lassen.