Ein temporeicher Beginn: ein Mord an dem Leiter eines Stahlkonzerns, dann eine Bombe in einer Werbeagentur, die für umweltschädigende Ölkonzerne tätig ist - und beide Male ein Bekennerschreiben, hinter dem offensichtlich ein rabiater Klimaschützer steckt und das weitere Attentate ankündigt. Die Bekennerschreiben richten sich direkt an Eva Nyman, eine Sonderermittlerin der Stockholmer Polizei.
Eva Nyman ist die neue Ermittlerfigur, die Arne Dahl in den Mittelpunkt einer neuen Krimi-Serie rückt. Er stellt sie in diesem Auftakt-Band als besonnene Polizistin vor, die stets ein Augenmerk auf ihre Leute und deren Wohlergehen hat. Sie ist tüchtig, gliedert sich auch in neue Teams problemlos ein, sie arbeitet effizient und ist entscheidungsstark: eine sympathische Figur. Gelegentlich fallen Andeutungen über ihre nicht problemfreie Vergangenheit, die wohl Stoff liefert für die Folge-Bände.
Um Eva Nyman herum gruppiert der Autor vier weitere Figuren, auch sie mit menschlichen Macken, aber alle teamfähig. Es gelingt dem Autor schnell, seinen Figuren ein Gesicht und einen Charakter zu verleihen und sie damit dem Leser nahezubringen.
Kein Zweifel: Hier erzählt ein Profi! Alle Figuren haben einen hohen Wiedererkennungswert. Die Handlung wird zwar zunehmend komplizierter, aber der Autor behält alle Fäden souverän in der Hand. Er führt seine Kommissarin und damit auch seine Leser gelegentlich auf falsche Fährten, bis er schließlich alle Handlungsfäden entwirrt und die Lösung präsentiert. Dabei steigert er die Spannung kontinuierlich bis hin zu einem dramatischen Show-down.
Der Schwerpunkt liegt auf der psychologisch orientierten Ermittlungsarbeit, und daher nimmt die Wiedergabe von Verhör-Dialogen einen breiten Raum ein. Und daher wird in diesem Krimi auch viel gespürt: immer wieder wird gespürt, dass man beobachtet wird, dass man etwas übersehen hat, ein Lebewesen in der Nähe ist und dergleichen.
Auch das Pathos, das der Autor wiederholt an den Tag legt, ist nicht jedermanns Geschmack. Nicht nur die Helden-Diskussion gegen Ende, sondern auch ein Blick in die Augen ist dann der Blick in die Urzeit des Universums und in die Menschheitsgeschichte, und folgerichtig ist die fehlende Sensibilität für das Mysterium der Existenz und den damit verbundenen Schauder auch ein Scheidungsgrund. Wie gesagt: nicht jedermanns Geschmack.
Insgesamt aber ein routiniert erzählter Krimi, spannend bis zum Schluss, mit einer überzeugenden neuen Ermittlerfigur. All das macht neugierig auf den Folgeband!