Charlotte McConaghy ist eine absolute Meisterin der spannenden Naturromane. Wie schon mit "Zugvögel", konnte sie mich auch mit ihrem neuen Roman absolut begeistern. Vordergründig geht es um die Wiederansiedelung von Wölfen in den schottischen Highlands, um den Wiederaufbau und Schutz von sensiblen Ökosystemen, um den Klimawandel. Unterschwellig transportiert die Geschichte jedoch auch einige Elemente, die tief in die menschliche Psyche abtauchen. Mitunter wird es dabei ganz schön düster, wie man es auch schon aus ihrem Debütroman kennt. Mich fasziniert diese Mischung sehr. Für mich entstand beim Lesen ein wirbelnder Sog aus Emotionen, aufgeladen mit einer wahnsinnig spannenden Handlung, die sich sowohl im Bereich Mensch-Tier, als auch im Bereich Mensch-Mensch abspielt. Immer öfter stellt sich während des Lesens die Frage, wer hier tatsächlich das gefährlichere "Tier" ist, Mensch oder Wolf? Warum zur Hölle können Menschen sich gegenseitig so derart verletzen? Woher nehmen sie die Kraft, nach solchen Verletzungen wieder aufzustehen? Und wie bauen sie wieder Vertrauen zueinander und in ihre Unwelt auf? McConaghy stellt weder leichte Fragen, noch gibt sie einfache Antworten. Ihr neuer Roman ist unheimlich und intensiv, kraftvoll und verletzend und schlichtweg großartig.