Das Leben von Smoky Barret läuft gerade in ruhigere Bahnen. Mit ihrer
Adoptivtochter Bonnie will sie sich gerade von einigen Dingen ihrer
ermordeten Familie verabschieden, als sie zu einem neuen Einsatz gerufen
wird. Denn ein Teenager, der gerade scheinbar seine ganze Familie
getötet hat, will ausdrücklich nur mit ihr sprechen. Smoky macht sich
auf zu dem Tatort, der sogar ihr eigenes Vorstellungsvermögen
übersteigt...Nachdem der erste Roman von Cody Mcfayden bereits als vierteiliges
Hörspiel bei Lübbe Audio als Hörspielvertonung erschienen ist, geht es
mit dem Nachfolgeroman "Der Todeskünstler" im gleichen Stil weiter. Und
wie auch schon "Die Blutlinie" ist dieser Vierteiler einige Monate nach
der Veröffentlichung der einzelnen Folgen auch als Komplettbox
erhältlich. Durch die ausführliche Umsetzung kann die Handlung auch
wieder auf deutlich mehr Feinheiten eingehen und eine Dynamik erzeugen,
die sowohl der Buchvorlage gerecht wird, als auch dem Medium Hörspiel
gut angepasst wurde. So erfährt der Hörer erst einmal vom Privatleben
der toughen Ermittlerin, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben steht,
gerade als sie unversehens in einen neuen Fall gerät. Recht ausführlich
wird dann zunächst die Tötung der kleinen Familie, der Begutachtung des
Tatortes, den vielen kleinen Hinweisen und daraus resultierenden
Rückschlüssen gewidmet. Die Szenerie ist überraschend ruhig, deswegen
aber nicht minder intensiv. Das liegt einerseits an der Wucht der Tat,
den grausamen Details, aber auch den Druck auf Sarah und den eingebauten
Psychospielen. Man braucht einerseits einen starken Magen, andererseits
aber auch viel Aufmerksamkeit, um die vielen Feinheiten zu erfassen.
Sehr gelungen auch die Idee von Sarahs Tagebuch, aus dem im Laufe der
Zeit immer wieder zitiert wird, sodass sich langsam ein gesamtes Bild
ihres zerstörten Lebens zusammensetzt und der Hörer eine Idee von ihrem
jahrelangen Leid bekommt. Der Todeskünstler bekommt Kontur, man bekommt
den Hauch einer Ahnung von seinem Motiv, erfährt mehr von seinen Taten
und Sarahs durch ihn beeinflussten Leben, ihren Leidensweg über
verschiedene Stationen. Heftigste Gewalt sind dabei ebenso vorhanden wie
kaum zu ertragende Szenen wie einer Vergewaltigung, sodass auch dieser
Vierteiler nichts für schwache Nerven ist und bei einigen die Grenze des
guten Geschmacks übertreten dürfte. Doch auch die Hoffnungslosigkeit
des Mädchens, der enorme psychische Druck auf ihr verschärfen die
Szenerie. Der Abschluss ist atmosphärisch sehr dicht geraten, macht aber
eine entscheidende Sache anders: Statt extremer körperlicher Gewalt
nimmt der psychische Druck immer weiter zu und offenbart nach und nach
die ganzen perfiden Feinheiten des grausamen Plans des Todeskünstlers.
Weitere Menschen, deren Leben er beeinflusst, zerstört hat, die er auf
hinterhältigste Weise benutzt hat, werden eingebunden, viele
Zusammenhänge ergeben erst im Laufe der Folge Sinn. Die dynamische
Erzählweise der Geschichte ist dabei sehr gelungen: Die Ereignisse
scheinen sich zu überschlagen, dennoch wird dem Hörer genügend Zeit
gegeben, um die Entwicklungen zu verdauen und richtig einzuordnen.Katy Karrenbauer ist wie bereits in "Die Blutlinie" in der Rolle der
Smoky Barret zu hören, ihre raue Stimme passt sehr gut zu der
außergewöhnlichen Frau. Doch auch ihre glaubhafte, spontan wirkende
Sprechweise sorgt dafür, dass die Figur sehr gut zur Geltung kommt. Die
junge Sarah wird von Elise Eikermann gesprochen, die mit überspannter,
sehr ausdrucksstarker Sprechweise ihre kurze Szene nachhaltig zur
Geltung bringt und dabei einen sehr treffenden Eindruck hinterlässt.
Julia Foelster ist in der Rolle der Theresa zu hören, wobei sie ihrer
Stimme einen für sie sehr ungewohnten Klang verleiht, was mich richtig
gefesselt hat. Weitere Sprecher sind Charles Rettinghaus, Kai Hendrik
Möller und Eva Michaelis.Besonders die Musik ist mit vielen unterschiedlichen Stilistiken
umgesetzt, sodass gut auf die Stimmungen der Handlung eingegangen wird.
Manchmal ist das aber schon fast zu viel des Guten. Denn dadurch werden
auch einige durchaus intime Momente zerstört. Die Geräusche fügen sich
sehr stimmig in die Handlung ein und schaffen glaubhafte Atmosphären.
Die einzelnen Szenen werden dabei gekonnt ausgeschmückt und die
Stimmungen so aufgegriffen. Ganz zum Schluss gibt es noch einen
abschließenden Song mit Vocals, der einen leichten Hoffnungsschimmer ans
Ende setzt.Die Box um die vier einzelnen CD-Hüllen wird durch ein blutiges Beil
geziert, die Aufmachung ist schlicht, aber effektvoll. Auch hier kann
man auf der Rückseite ein Foto von Katy Karrenbauer sehen, die aber auch
auf den Titelbildern jeder einzelnen Hülle zu sehen ist, in der Rolle
der Smoky Barret blickt sie den Betrachter direkt an, was jeweils durch
ein weiteres (blutiges) Motiv ergänzt ist. Das Innere bietet keine
weiteren Extras, sondern lediglich eine Übersicht der Mitwirkenden.Fazit:Die dynamischen Erzählweise der
Miniserie und vielen eingebauten Winkelzügen sind aufregend und
spannend. Der vielschichtige Plan des psychopathischen Mörders wird
gemeinsam mit seinen Motiven langsam entblättert, was aufregend und
facettenreich geraten ist - und in der Stimmung mal packend, druckvoll
und dramatisch, aber auch mal überraschend ruhig, was die Intensität der
Serie noch weiter steigert. Nicht zu unterschätzen sind aber die
Gewaltdarstellungen und das extreme psychische und physische Leid der
Protagonisten, was nichts für schwache Nerven ist. Sehr gelungen!