Ist "Geschenkt" ein schlechtes Buch? Keinesfalls. Konnte es mich mitreißen? Eindeutig nicht. Der Protagonist Gerold, ein mittelmäßiger Journalist und dem Alkohol nicht abgeneigt, soll wohl stellvertretend für uns alle stehen, die im Leben nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen und erst recht nicht das große Los gezogen haben. Für mich persönlich ging dieser Identifikationsköder aber nicht auf. Ich empfand Gerold als unsympathisch und langweilig - mit einem von beidem arrangiere ich mich, aber wenn beides zutrifft, fällt es mir schwer, mich für ein Buch zu begeistern. Vielleicht liegt mein negatives Urteil teilweise auch daran, dass ich die Interpretation des Sprechers unangenehm fand, es ist einfach keine Stimme, die ich mir stundenlang mit Freude anhöre. Kann niemand was für. Ist Geschmackssache. So viel zum Negativen, aber das Buch hatte für mich auch Stärken. Daniel Glattauer ist einfach ein toller Schriftsteller mit einem geschmeidigen, humorvollen, intelligenten Stil, der die (eigentlich unspektakuläre) Handlung bis zum Ende trägt. Praktisch alle Szenen mit Gerolds Kindern fand ich amüsant, auch die Sache mit der Zahnärztin war witzig geschrieben. Alles in allem war ich aber doch froh, als das Buch zu Ende war und ich endlich wusste, wer der Geldgeber, äh, Wohltäter, denn ist. Ich fand das Geheimnis sehr nett gelöst und konnte das Buch mit einem Lächeln beenden. Fazit: Nach dem grandiosen "Die spürst du nicht" (meine erste Begegnung mit dem Autor) bin ich von "Geschenkt" enttäuscht. Das liegt aber nicht an der Qualität, sondern am persönlichen Geschmack