NACHBARN
Diane Oliver
Nachbarn ist ein Buch, bestehend aus vierzehn Kurzgeschichten, die einen eindringlichen Einblick in das Leben mehrerer schwarzer Menschen in den Südstaaten zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung in den 60er-Jahren bietet.
Wir erfahren von dem kleinen Thommy, dem empfohlen wurde, wegen seiner Begabung auf die Schule für Weiße zu gehen. Doch die Gewaltbereitschaft der weißen Menschen der Stadt, die dies verhindern wollen, ist so groß, dass die Familie den zunehmenden Druck kaum aushält und am Ende keinen Mut aufbringt, ihren Sohn in deren Schule zu schicken.
In einer anderen Geschichte ist eine Frau im Mittelpunkt, die als Dienstmädchen bei einer weißen Frau arbeitet. Ihre Kinder muss sie am Tage unbeaufsichtigt und ohne Essen alleine zu Hause lassen. Um die Kinder sattzubekommen, bestiehlt sie ihre Herrin, aber ihr Ehemann hat nichts besseres zu tun, als sich ein Auto zu kaufen.
Das Buch handelt von Ausgrenzung, Demütigung und Rassentrennung, aber auch von der Unzuverlässigkeit des schwarzen Ehemanns.
Einige Geschichten konnten mich sehr berühren, andere Geschichten und deren Personen hätte ich gerne noch länger begleitet, nicht alle Geschichten gefielen mir.
Leider sind die Themen dieses Kurzgeschichtenbandes noch immer hochaktuell, und das, obwohl dieses Buch bereits in den 60er-Jahren von der jungen Diane Oliver (1943-1966) geschrieben wurde. Oliver starb im Alter von nur 22 Jahren bei einem Verkehrsunfall.
So eindrückliche und differenzierte Charakterbeschreibungen in einem jungen Alter zu Papier zu bringen, haben mich sehr beeindruckt. Die Autorin hat es perfekt verstanden, die Stimmung in Amerika während der Bürgerrechtsbewegung einzufangen.
Ich habe nicht nur das Buch gelesen, sondern auch das Hörbuch gehört, dabei durfte ich der wunderbaren und klaren Stimme von Maya Albarn-Zapata lauschen.
Gerne empfehle ich dieses Buch/Hörbuch weiter.
4/5