Vor mehr als 60 Jahren strandete Vera Eckhoff, auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, als kleines Kind im Alten Land. Ihre Mutter, eine stolze ostpreußische Adelige, findet keine Heimat und auch Vera, die das alte Reetdachhaus erbt, schlägt nie richtig Wurzeln. Das Haus verkommt zusehends, bis eines Tages ihre Nichte Anne mit ihrem Sohn Leon vor der Türe steht. Auf der Flucht vor ihrem untreuen Mann und ihrer zerbrochenen Familie. Dörte Hansen schreibt schnörkellos, tiefsinnig und ehrlich über die schicksalhafte Suche nach Heimat. Sätze, die wie Prophezeiungen klingen, sorgen auch schon mal für Schauder. Dabei ist die Geschichte warmherzig. Zuneigung, ja Liebe sind spürbar, bleiben aber unausgesprochen. Es sind die kleinen Gesten, die die raubeinigen Protagonisten sympathisch machen und nicht selten darf man sich über den trockenen Humor der Autorin amüsieren. Mir erscheint die Erzählung wie aus dem Leben gegriffen. Die Beziehungen sind sehr real und doch irgendwie sensibel und zerbrechlich. Hannelore Hoger ist die perfekte Interpretin für dieses Werk. Mit ihrer Stimme haucht sie den Menschen Leben ein und macht sie einzigartig. Und erzeugt großes Kopfkino. Eine zarte Geschichte um Schicksal und Heimat, die mir sehr gut gefallen hat!