Alle wollen alt werden, niemand will alt sein.
Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real.
Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen?
Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben führen?
Elke Heidenreich hat sich mit dem Altwerden beschäftigt. Herausgekommen ist dabei ein Buch, wie nur sie es schreiben kann.
Persönlich, ehrlich, doch nie gnadenlos, mit einem Wort: lebensklug.
Sie denkt über ihr eigenes Leben nach, und das heißt vor allem, über ihre Beziehungen zu anderen Menschen.
Im Alter trägt man die Konsequenzen für alles, was man getan hat.
Aber mit ihm kommt auch Gelassenheit, und man begreift: "Das meiste ist vollkommen unwichtig. Man sollte einfach atmen und dankbar sein."
An Elke Heidenreich scheiden sich die Geister.
Über sich selbst sagt sie "Ich bin keine nette Alte".
Aber auch: "Ich will wach sein, aufmerksam. Ich will Zeuge der Welt sein - aber nicht mehr für alles zuständig".
Den letzten Satz unterschreibe ich.
Wie will ICH mit 80 sein?
Dieses vom Umfang her eher kleine Buch, hat einen großen Inhalt.
Elke Heidenreich erzählt mit ruhiger Stimme und viel Gelassenheit ihre Sicht auf das älter werden, über das Alter generell und - ja, auch über den Tod.
Sie tut dies mit großer Ehrlichkeit und nie beschönigend, dabei teils witzig, teils ironisch, stellenweise noch immer kämpferisch, stets respektvoll.
Einzelne kurze Einflechtungen ihres eigenes Leben sind verblüffend selbstkritisch, aber nie bitter oder zornig, schon gar nicht klagend. Viel eher reflektierend und akzeptierend.
Ich bin nicht mit allem einverstanden, das meiste jedoch spricht mir aus der Seele.
Gespickt mit vielen klugen Zitaten hört (oder liest) sich dieses Buch wie eine Anleitung für einen Weg zu dem, was man wohl altersweise nennt.
Ja, so will ich mit 80 sein: Gelassen, zufrieden, dankbar - und nicht mehr für alles zuständig.