Ein Schneidergeselle aus Seldwyla, Wenzel Strapinski, wird im Nachbarstädtchen Goldach irrtümlich für einen polnischen Grafen gehalten. Das verträumte Schneiderlein fördert das für ihn märchenhafte Missverständnis zwar nicht von sich aus, hat aber auch nicht den Mut, es aufzuklären.
Die Liebe zur Amtstochter Nettchen verführt ihn schließlich dazu, aus dem Irrtum der Goldacher Bürger seinen Vorteil zu ziehen. Beim Verlobungsfest des Kostümgrafen Wenzel mit Nettchen schicken die Bürger seiner Heimatstadt Seldwyla eine Abordnung, die Wenzels Maskerade mit Hilfe einer Pantomime über das Wortspiel "Leute machen Kleider - Kleider machen Leute" entlarven. Wenzel flieht in die Winternacht, seine Verlobte aber eilt ihm nach.
"Kleider machen Leute" erschien erstmals 1856 als Bestandteil der Novellensammlung "Die Leute von Seldwyla". Unter diesen ist sie wohl bis heute die bekannteste geblieben. Gottfried Keller wählte seine Gestalten vorwiegend aus dem Bürgertum, idealisierte sie aber nicht, sondern zeigte bei aller Liebenswürdigkeit auch ihre Schwächen und Fehler auf. So auch in "Kleider machen Leute", wo er die Heuchelei der Goldacher Bürger mit Ernst, Spott und Humor entlarvt und den aufrechten Schneider schließlich doch sein Glück finden lässt.